SUPER EXPRESS: Hamsterkauf – Stundenlange Warteschlangen in Warschau
Leere Fachregale und lange Warteschlangen vor den Kassen, so beschreibt die Tageszeitung Super Express die Situation in Warschauer Lebensmittelgeschäften. Die Zahl der Infizierten mit COVID-19 steige, deshalb wollen die Polen auf alles gefasst sein, stellt das Blatt fest. Viele Bürger hätten Angst, dass nachdem Schulen und Kultureinrichtungen geschlossen worden sind, nun auch die Geschäfte geschlossen werden. Deshalb kaufen auch diejenigen auf Vorrat, die bisher mit Gelassenheit die Situation verfolgt hätten. Schnelle Einkäufe kommen aber nicht in Frage. Vor den Kassen müsse man lange warten.
Sie habe den Druck nicht ausgehalten, gibt eine Frau im Gespräch mit dem Blatt zu. Sie wolle größere Einkäufe schon jetzt erledigen, da sie sich dann um ihre Kinder kümmern müsse, die wegen des Schulverbots zu Hause bleiben werden. Die Polen würden vor allem Lebens- und Putzmittel kaufen: Reis, Nudeln, Wasser, Milch, Fleischkonserven, aber auch Seife. Er habe die letzte Seife vom Regal genommen, sagt ein 30-jähriger Mann dem Blatt. Er erledige seine Einkäufe, weil er Angst habe, dass es bald keine Lebensmittel in Geschäften mehr geben werde, so Super Express über die panische Reaktion vieler Kunden in Polen.
DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Lebensmittelgeschäfte bleiben offen
Um Ruhe appelliere indes der Minister in der Kanzlei des Premiers, Michał Dworczyk. Die Regierung habe mehrere Entscheidungen getroffen, die die Ausbreitung des Virus verlangsamen sollen, lesen wir in der Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. Nachdrücklich betont Dworczyk jedoch, dass es keinen Grund gäbe, die Lebensmittelgeschäfte schließen zu lassen.
Gefragt nach der Lösung, die in Italien eingeführt wurde, erwidert der Politiker, dass sich Polen auf einer anderen Etappe befeinde. Er hoffe zugleich, dass sich die Situation in Polen so dramatisch wie in Italien nicht entwickeln werde. Die Lebensmittelvorräte sowie Logistik seien nach Dworczyk gesichert. Es bestehe keine Gefahr, dass es an Nahrung in Pollen fehlen werde. Im Gegenteil, die Vorräte seien groß, so dass Polen imstande wäre, andere Länder in schwieriger Situation zu unterstützen. Er hoffe zugleich, dass die Kunden in Polen bald erkennen werde, dass das Angebot in Geschäften täglich nachgefüllt werde. Er verstehe zwar, dass die Lage schwierig sei, gehe aber davon aus, dass man Ruhe bewahren sollte, so Minister Michał Dworczyk im Blatt Dziennik/Gazeta Prawna.
RZECZPOSPOLITA: Wahlkampf im Schatten von Coronavirus
Im Schatten der Pandemie des Coronavirus werde weiterhin ein harter politischer Kampf geführt, stellt in seiner Analyse die Tageszeitung Rzeczpospolita fest. Die Einschränkung der öffentlichen Treffen mit den Wählern sowie die Versetzung eines großen Teils der Wahlkampagne ins Internet schaffe eine ungleiche Ausgangssituation. Einzelne Kandidaten würden sich nun bemühen, in den wichtigsten Meiden gezeigt zu werden. Nur ein Politiker habe damit kein Problem – das Staatsoberhaupt. Seine täglichen Ansprachen und Pressekonferenzen lassen den Eindruck erwecken, als ob sich der Präsident an der ersten Frontlinie im Kampf mit dem Virus befände.
Es scheine, als ob Andrzej Duda seine Kampagne rund um das Thema Coronavirus aufbauen möchte. Der Eindruck sei umso stärker, dass die ersten Wochen des Wahlkampfes aus seiner Perspektive nicht besonders gelungen gewesen waren.
Geht es nach Rzeczpospolita unterstütze die Gesellschaft in schwierigen Momenten immer die Regierenden. Ein wichtiger Teil des Regierungslagers sei auch Präsident Duda. Es müsse aber nicht bedeuten, dass das Virus dem Amtsinhaber im Wahlkampf helfen werde. Jeder Fehler der Regierungspartei bei der Bekämpfung der Krankheit werde ebenfalls auf das Konto des Staatsoberhaupts gehen.
Es sei klar, so Rzeczpospolita weiter, dass man mit einer ganz besonderen Situation zu tun habe. Zugleich dürfen man nicht so tun, als ob es den Wahlkampf nicht gebe. Wenn aber die Kandidaten nicht die gleiche Chance haben, die Bürger mit ihrer Botschaft zu erreichen, sollte man die Verschiebung der Wahl in Erwägung ziehen. Dieses Szenario wollen die Regierenden aber vermeiden, sie gingen wohl davon aus, dass die untypische Situation für ihren Kandidaten vorteilhaft sein kann. Auch die Debatten würden hinausgezögert, und es sei doch an der Zeit, die Pläne der Kandidaten kennenzulernen, so Rzeczpospolita über den politischen Kampf im Schatten einer Epidemie.
Jakub Kukla