Gazeta Wyborcza: Lehrer wollen Tests
"Am ersten September droht uns das Chaos, denn die Initiativen der Regierung in Bezug auf die Sicherheit in Schulen sind nicht ausreichend. Die ganze Entscheidungslast wurde auf die Direktoren verlegt", zitiert den Chef des Polnischen Lehrerverbands Sławomir Broniarz die linksliberale Gazeta Wyborcza. Wie das Blatt erinnert, fordern die Lehrer eine Verkleinerung der Schulklassen und eine zusätzliche Bezuschussung von Schulen. Zudem fordern die Lehrer mehr Mittel für Schutzmasken und Desinfizierungsmittel. "Wir sind die einzige Berufsgruppe, die diese Mittel selbst beschaffen und für sie aufkommen muss", betont Broniarz. Schließlich sollten, laut dem Verband, alle Lehrer auf das Virus hin getestet werden und kostenlose Grippeimpfungen erhalten. Doch das Bildungsministerium, so Gazeta Wyborcza, lehne all diese Forderungen ab. Geht es nach Piontkowski, würden die Lehrer auch Einkaufen gehen, und sich ebenso dort anstecken können, so das Blatt.
Rzeczpospolita: Der Bildungsminister muss Schulen mehr Mittel geben
Im Gespräch mit der konservativen Rzeczpospolita übt die ehemalige Vize-Bildungsministerin Urszula Augustyn von der Bürgerplattform (PO) scharfe Kritik an der Politik des Bildungsressorts. Die Regierung PiS, so Augystyn, versuche schon seit Jahren, die Verantwortung für das Wohlbefinden der Schüler auf die Kommunen und Schuldirektoren zu schieben. Auch heute, wenn die Gesundheit und das Leben der Schüler auf dem Spiel stehe.
Der Minister, so die Politikerin weiter, ziehe gerne den Vergleich zu anderen EU-Staaten, wie etwa Italien, die ihre Kinder in die Schulen schicken. Der Unterschied sei jedoch, dass diese Staaten sich neu organisieren, auf kleinere Klassen umsteigen, in Technologie investieren, also in neue Computer und die Fähigkeiten von Schülern sowie Lehrern, diese zu nutzen. Es gebe keinen anderen Ausweg, als nach Lösungen zu suchen, die flexibles Vorgehen ermöglichen. In Polen indes sei alles zentralisiert worden, alle Entscheidungen seien in Warschau gefallen. Und jetzt heiße es: "Macht mal", so Urszula Augustyn im Gespräch mit der Rzeczpospolita.
Rzeczpospolita: Während der Pandemie sind tausende von E-Geschäften entstanden
Während der Pandemie sind in Polen tausende von Internet-Geschäften entstanden, berichtet auf ihrer Titelseite die Rzeczpospolita. Im ersten Halbjahr 2020 seien 5,5 Tausend neue Internet-Läden registriert worden, nur 2 Tausend seien aus dem Register gestrichen worden. Von einem Boom auf dem Markt zeuge auch das Wachstumstempo des Werts von Interneteinkäufen in Polen. Dieser soll 2020 um über 30 Prozent auf knapp 15 Milliarden Euro steigen. Wie aus den Prognosen der Organisation eCommerce Europe und RetailX hervorgehe, sei dies das beste Ergebnis in Europa. Online würden schon 72 Prozent der polnischen Internetnutzer ihre Einkäufe machen.
Wichtige Schattenseite des Trends. Wie Wirtschaftspublizist Krzysztof Adam Kowalczyk in seinem Autorenkommentar beobachtet, steige mit dem Boom auch die Müllbelastung im Lande. Die Anbieter würden reflexionslos auch kleine Einkäufe in riesige Kartons packen und den Freiraum mit Luftpolsterfolie oder Papier füllen. Ohne sich dabei Gedanken zu machen, wie viele Ressourcen dies verschlinge, von Rohstoffen für Verpackungen bis hin zu Raum im Lieferauto und Benzin. Null Respekt für die Umwelt. Dadurch wachse in seinem Mülleimer der Berg von Papier und Plastik systematisch, so Krzysztof Adam Kowalczyk in der Rzeczpospolita.
Gazeta Polska Codziennie: Berlinale hat Angst vor Geschlechtern
Und noch ein deutscher Akzent aus dem Kulturbereich. Absurd - so könne man die Entscheidung des Berlinale-Komitees bezeichnen, laut der es ab dem kommenden Jahr keine separaten Schauspielpreise für Männer und Frauen geben soll, schreibt in der heutigen Ausgabe die Publizistin der nationalkonservativen Gazeta Polska Codziennie, Sylwia Krasnodębska. In der entsprechenden Erklärung, so die Autorin, hätten die Ko-Veranstalter des Festivals Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian argumentiert, dass eine gemeinsame Kategorie für Schauschieler und Schauspielerinnen “ein Signal des größeren Geschlechterbewusstseins” sein wird. Es sei schwer nachzuvollziehen, so die Autorin, was damit gemeint sei. Sei das Geschlechterbewusstsein höher, wenn die Geschlechter klar unterschieden würden oder wenn eine solche Unterscheidung fehle. Der gesunde Menschenverstand würde eher den Schluss nahelegen, dass eben eine Unterscheidung der Geschlechter mehr Raum für mehr Bewußtsein biete.
Falls, so die Autorin, laut dieser Logik das Geschlecht bei der Preisverleihung keine Rolle spielen sollte, sollte es vielleicht auch bei der Rollenvergabe keine Rolle mehr spielen. Und, wenn man den Gedanken zu Ende denke, sollte es schließlich vielleicht auch bei der Verfassung des Drehbuchs nicht mehr akzeptabel sein, fragt Sylwia Krasnodębska in der Gazeta Polska Codziennie.
Autor: Adam de Nisau