Deutsche Redaktion

Verspielte Cyber-Chance

15.12.2020 13:23
Ein wichtiges Thema in der Presse sind die Probleme des Flaggschiffprojekts der polnischen Spielebranche “Cyberpunk”. Kurz nach der Premiere des lang erwarteten Spiels am 10. Dezember hatte sich herausgestellt, dass die Version für Spielkonsolen grobe Fehler aufweist. Außerdem geht es auch um Impf-Skepsis unter polnischen Ärzten, einen politisch geschwächten Justizminister und verlorenes Vertrauen der Regierungspartei unter jungen Wählern.
gra Cyberpunk 2077
gra "Cyberpunk 2077"PAP/FRANCK ROBICHON

Rzeczpospolita: Verspielte Cyber-Chance

Ein wichtiges Thema in der Presse sind die Probleme des Flaggschiffprojekts der polnischen Spielebranche “Cyberpunk”. Kurz nach der Premiere des lang erwarteten Spiels am 10. Dezember hatte sich herausgestellt, dass die Version für Spielkonsolen grobe Fehler aufweist. 

Durch die negativen Bewertungen der Konsolenversion ist der Aktienpreis von CD Projekt innerhalb von wenigen Tagen um fast 20 Milliarden Złoty geschrumpft und die Firma, die bis zur Premiere des polnischen Amazon-Pendants Allegro das größte Unternehmen auf der warschauer Börse gewesen ist, ist um einige Plätze nach hinten gerutscht, erinnert in ihrem heutigen Aufmacher die konservative Rzeczpospolita. 

Wütend seien nicht nur die Spieler, darunter auch Elon Musk, schreibt in seinem Kommentar zum Thema der Publizist Paweł Rożyński, aber auch die Investoren. Der Vorstand habe sich zwar in einer Erklärung entschuldigt und Nachbesserungen sowie Geldrückerstattung für Enttäuschte versprochen. Aber es sei gut möglich, dass die Schäden nicht mehr zu reparieren sein werden. Denn derzeit sei “Cyberpunk” so etwas wie eine Visitenkarte Polens auf den globalen Märkten. Man hätte sich die Schaffung solcher Institutionen, wie die Polnische Nationale Stiftung sparen können. CD Projekt hätte die polnische Technologiebranche mit einer gelungenen Premiere ebenso gut alleine auf ein höheres Niveau heben können, nicht nur die Spielebranche. 

Daher heiße es nun Daumen drücken, dass die Firma einen Weg aus der schwierigen Situation findet. Und der Vorstand sollte sich statt Prämien, im Rahmen einer Genugtuung 1000 Stunden “Cyberpunk” auf der Xbox antun. Ohne Pause, so Paweł Rożyński in der Rzeczpospolita. 

 

Dziennik/Gazeta Prawna: Polnische Ärzte skeptisch gegenüber Covid-Impfung

Die polnischen Mediziner können sich schon auf Wartelisten für Impfungen gegen Covid-19 einschreiben. Die Zahl der Interessierten ist jedoch offenbar gering, lesen wir in der heutigen Ausgabe des Wirtschaftsblatts Dziennik/Gazeta Prawna. Aus ersten Schätzungen der Krankenhausdirektoren, so die Zeitung, gehe hervor, dass mancherorts nur 10 Prozent des medizinischen Personals an den Impfungen interessiert sind. Weniger als an Impfungen gegen Grippe, gegen die sich in diesem Jahr knapp die Hälfte des Personals geimpft habe, so Dziennik/Gazeta Prawna. Einer der Gründe sei Skepsis gegenüber dem neuen Impfstoff. Sie warte lieber ab, bis sich die britische Königin gegen Covid geimpft habe, sagt im Interview mit dem Blatt eine der Direktorinnen. Man müsse aber auch im Hinterkopf behalten, dass viele der Ärzte inzwischen schon mit Covid-19 infiziert gewesen seien, so ein anderer Krankenhausdirektor im Gespräch mit Dziennik Gazeta Prawna. 

 

Dziennik/Gazeta Prawna: Konflikt um Veto schwächt Justizminister Ziobro

Ein wichtiges Thema der Presse-Kommentare bleibt weiterhin auch der Konflikt zwischen Justizminister Zbigniew Ziobro und Premierminister Mateusz Morawiecki in Bezug auf das polnische Veto gegen den EU-Haushalt und den mit ihm verbundenen Rechtsstaatlichkeitsmechanismus. Der Tenor der Kommentare: Ziobro habe die Auseinandersetzung verloren. Das würden, wie Dziennik/Gazeta Prawna berichtet, auch aktuelle Umfragen zeigen. Laut 62 Prozent der Befragten sei die politische Position des Justizministers infolge des Konflikts, bei dem sich der Politiker stark auf Seiten einer harten Verhandlungslinie und eines Vetos gestellt hatte, schwächer geworden. 32 Prozent sehen den Premierminister nach dem Gefecht politisch gestärkt. Die Position von PiS-Chef Kaczyński habe sich indes laut 42 Prozent der Befragten nicht verändert, so Dziennik/Gazeta Prawna. 

 

Gazeta Wyborcza: Junge Generation kehrt Regierungspartei den Rücken

Die Regierungspartei PiS bringt die junge Generation gegen sich auf und mobilisiert sie politisch, lesen wir im Aufmacher der linksliberalen Gazeta Wyborcza. Wie das Blatt in Anlehnung an eine aktuelle Studie zu politischen Präferenzen der Jungen schreibt, würden die drei wichtigsten nationalkonservativen Organisationen “ - die Nationale Bewegung, die Clubs der “Gazeta Polska” und die Familie von Radio Maryja - in der Altersgruppe 18-29 Jahre insgesamt nur auf 15 Prozent Unterstützung kommen. 

Noch vor drei Jahren, lesen wir, sei diese Altersgruppe politisch am wenigsten engagiert gewesen, heute sei sie indes die Gruppe mit dem größten Engagement in die Politik. 2017 hätten 34 Prozent der Befragten aus dieser Altersgruppe die PiS unterstützt, heute seien es indes nur noch 16 Prozent. Die Umfragewerte der PiS, erinnert das Blatt, würden systematisch sinken und seien seit Frühling von über 40 Prozent auf etwa 30 Prozent gefallen. Die neuen Umfragen würden zeigen, dass dieser Trend zum großen Teil mit dem Abfluss der jüngsten Wähler verbunden ist, so Gazeta Wyborcza.

Autor: Adam de Nisau