GAZETA POLSKA: Impfung als patriotische Pflicht
Sein Herz blute, sagt Polens Premierminister im Gespräch mit dem Blatt Gazeta Polska. Sein Herz blute, wen die Regierung weitere Beschränkungen einführen müsse, dazu in einer solch besonderen Zeit wie Weihnachten. Dennoch sei er fest davon überzeugt, dass es sich auszahlen werde. Fahrlässigkeit könnte zu einer Niederlage im Kampf mit der Corona-Pandemie führen. In dem Interview erklärt der Regierungschef, wieso sich sein Kabinett für die so genannte nationale Isolierung entschlossen habe, obwohl sich die Lage nicht wesentlich verschlechtert habe.
Geht es nach Mateusz Morawiecki müsse sich Polen erstens für die nationale Impfstrategie vorbereiten. Außerdem sollte man auf eine eventuelle dritte Welle der Pandemie gefasst sein. Ein weiterer Grund für die Verschärfung der Regeln sei die schwindende Wachsamkeit der Sanitätsdienste sowie das Umgehen von bereits funktionierenden Vorschriften durch viele Bürger, erklärt der Politiker.
In Januar und Februar seien verschiedene Viren besonders aktiv, führt Morawiecki fort. Im gleichen Zeitraum sollen in Polen die landesweiten Impfungen beginnen. Sollte es in dieser Zeit zu einem großen Zuwachs an Erkrankungen kommen, würde das tiefgreifende Folgen für das Gesundheitssystem bedeuten. Eine weitere unkontrollierte Welle der Pandemie könnte zu einem Kollaps des gesamten Gesundheitssystems führen. Die Einschränkungen würden nicht nach Lust und Laune der Regierenden eingeführt. Die Regierung versuche einfach das Land vor einer Tragödie zu beschützen, sagt Premierminister Morawiecki.
Geht es um die angekündigten Impfungen, wolle die Regierung niemanden dazu zwingen. Man werde ohne eine großangelegte Aktion die Kette der Infizierungen aber nicht durchreißen können, man werde ohne Impfungen die Wirtschaft erneut nicht ankurbeln können. In diesem Kontext sei die Impfung eine patriotische Pflicht, so Mateusz Morawiecki im Gespräch mit Gazeta Polska Codziennie.
DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Mehr Fragen als Antworten
Die angekündigte Impfstrategie sorge indes für heftige Diskussionen in Polen. In einem Gespräch mit der Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna sagt Professor Andrzej Horban, Berater des polnischen Regierungschefs in Corona-Fragen, wie die Vorbereitungen momentan aussehen würden. Der Durchschnittsbürger werde auf die Impfung vorerst warten müssen. In erster Linie werde man Vertreter des Gesundheitswesens bedienen, die besonders gefährdet seien, weil sie Corona-Kranke betreuen. Andere würden warten müssen. Wie lange, wisse Professor Horban nicht genau. Jede zwei Wochen sollen neue Parteien des Impfstoffs Polen erreichen. Auf die Frage, ob der Staatsapparat auf die Aktion hundertprozentig vorbereitet sei, antwortet der Experte vorsichtig, dass man nie gänzlich auf eine neue Situation vorbereitet sein könne.
Es stehe noch nicht fest, wer sich als erster werde impfen lassen, fügt Horban hinzu. Man werde höchstwahrscheinlich Lose ziehen. Sollte die Person damit einverstanden sein, werde man ihre Fotografie nach der Impfung veröffentlichen, so Professor Andrzej Horban in Dziennik/Gazeta Prawna.
RZECZPOSPOLITA: Einsamkeit als Chance
Auf das diesjährige, eigenartige Weihnachten bezieht sich in seinem Kommentar in der Tageszeitung Rzeczpospolita der Publizist Jerzy Surdykowski. Die Feiertage würden die Menschen in diesem Jahr alleine verbringen, erinnert der Publizist. Es werde keine großen Familientreffen und kein gemeinsames Singen von Weihnachtsliedern geben. Es werde eine sehr einsame Zeit sein, stellt Surdykowski fest. Und vor der Einsamkeit hätten die Menschen Angst, deshalb würden sie sie mit beliebigen Treffen oder unwichtigen Aktivitäten zu verdrängen versuchen. Sex und Alkohol seien aber auf die Dauer keine gute Lösung. Deshalb schlage der Publizist vor, die Einsamkeit als eine Chance wahrzunehmen.
In Einsamkeit würden die Gedanken wach. Genauso wie in Stille, deshalb habe der Mensch auch vor dem Stillsein Angst, und versuche die Stille mit Musik zu übertönen. Die Stille des Alleinseins gebe aber dem Menschen die Chance den Weg zu sich selbst zu finden. Habt keine Angst vor dieser schwierigen Probe, appelliert der Publizist. Diese Zeit könne uns viel über uns selbst und die Art unserer Beziehungen zu den Nächsten sagen.
Er habe zwar keinen Mut den Lesern frohe Weihnachten zu wünschen, wünsche aber seinen Landesleuten weise Feiertage, so Jerzy Surdykowski im Blatt Rzeczpospolita.
Jakub Kukla