Rzeczpospolita: Kirche in Polen braucht Re-Christianisierung
Die jungen Polen fliehen aus der Kirche, schreibt am Mittwoch die Rzeczpospolita. Und das in einer großen Welle. In der jüngsten Gruppe (18-24 Jahre) sei der Rückgang der religiösen Praktiken in den letzten 30 Jahren laut Umfragen am stärksten. Die Ursache für diese Krise, schreibt das Blatt, müsse man am Anfang der Dritten Republik Polen suchen.
Nach dem Krieg, lesen wir, sei die Kirche fast ein halbes Jahrhundert lang eine Art Oase der Freiheit gewesen. Religiöse Zeremonien und päpstliche Pilgerfahrten hätten unzählige Menschen angezogen. Polen und seine Kirche, heißt es weiter, seien damals auch durch den „Eisernen Vorhang" gegen Strömungen, die in den 1970er Jahren die Gläubigen aus den Kirchen Westeuropas fast weggespült haben, immun gewesen. Erst der Fall des Kommunismus habe Veränderungen mit sich gebracht, auf die die Kirche nicht vorbereitet war.
Die Kirchenführer, heißt es weiter, die zu Beginn der Veränderungen das Ruder in der Hand hielten, hätten sich mit aller Kraft dafür eingesetzt, Religion in die Schulen zurückzubringen und das der Kirche entzogene Eigentum zurückzugewinnen. Viele hätten sich auch politisch engagiert, z.B. im Kampf für das Abtreibungsverbot. Die pastorale Arbeit hingegen habe man beiseitegelassen. Es habe keinen Weitblick gegeben, und Johannes Paul II., schreibt das Blatt, der als das Oberhaupt der polnischen Kirche gesehen wurde, das alle Probleme löst, habe gefehlt. Hinzu kämen Probleme mit der Pädophilie, Lustration und dem nicht immer fairen Bild der Kirche in den Medien.
Heute, heißt anschließend, seien sich Polens Kirchenväter uneinig darüber, wie man die Kirche wiederbeleben könne. Manche Bischöfe sollen sich der Illusion hingeben, dass junge Menschen eines Tages die Kirche vermissen und zurückkehren werden. Andere sollen glauben, dass es an der Zeit sei, die Massenseelsorge aufzugeben und sich auf kleine Gruppen und Gemeinschaften zu konzentrieren, die treu bleiben. In Wahrheit aber, schreibt die Rzeczpospolita abschließend, müsse die Kirche einen Prozess der Re-Christianisierung erleben. Dies könne nicht geschehen, ohne zu den Quellen der Kirche zurückzukehren, d.h. zur Verkündigung des Evangeliums.
Sport.pl: Suche nach neuem Trainer für Polens Nationalelf geht weiter
Das Nachrichtenportal Sport.pl schreibt, dass sich der Präsident des polnischen Fußballverbands PZPN Anfang der Woche mit dem ersten Kandidaten für den Posten des Trainers der polnischen Nationalmannschaft getroffen habe. Es sollte ein Pole sein. Wie wir lesen soll das Treffen in Warschau stattgefunden und fast drei Stunden gedauert haben. Nach Angaben von Journalisten habe das Gespräch noch keine Finanzen und Arbeitsbedingungen betroffen. Es ginge hauptsächlich um eine neue Idee für die Weiß-Roten. Das sei aber noch nicht alles.
Diese Woche, so Sport.pl, soll sich der Präsident des PZPN noch mit mindestens zwei weiteren Kandidaten treffen. Darunter einem italienischen Trainer. Es fallen solche Namen wie Fabio Cannavaro, Marco Giampaolo und Andrea Pirlo.
Der bisherige Trainer der polnischen Nationalmannschaft, Portugals Paulo Sousa, erinnert das Online-Blatt, hat zum Jahresschluss unerwartet zum brasilianischen Verein Flamengo Rio de Janeiro gewechselt. Der ehemalige PZPN-Vorsitzende Zbigniew Boniek, der Sousa als Nationaltrainer eingestellt hatte, soll erstmals die ganze Angelegenheit kommentiert haben. Auf einer emotional-patriotischen Ebene, so Polens ehemaliger Fußballstar, habe er nicht die Absicht, Sousa zu verteidigen. Polens Öffentlichkeit, lesen wir, könne ihm nämlich sein Verhalten niemals vergessen. Mit seiner Entscheidung, habe er sich in den Augen der polnischen Öffentlichkeit einfach nur kompromittiert.
Dziennik/Gazeta Prawna: Post-pandemisches Stresssyndrom
Wie die Tageszeitung DGP indes schreibt, zeigen OECD-Studien das Ausmaß der Verschlechterung des Wohlbefindens in den EU-Ländern. In Polen sei die Situation ähnlich. Jeder sechste Mensch habe demnach die psychologischen Auswirkungen der Pandemie zu spüren bekommen. Im Durchschnitt sollen depressive Störungen um ein Viertel zugenommen haben. Die Zeitung erinnert daran, dass die ersten Auswirkungen der Pandemie auf die Psyche bereits zu Beginn der Pandemie 2020 sichtbar gewesen seien. Damals, lesen wir, sei die Verbreitung depressiver Symptome mehr als doppelt so hoch gewesen wie vor der COVID-19-Epidemie. Drei Gruppen seien besonders betroffen: junge, ältere und Menschen mit chronischen Krankheiten.
Vor allem Jugendliche sollen sich über ein deutlich höheres Maß an Angst und Depression während der Pandemie im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung beklagt haben. Der Zeitung zufolge seien die Auswirkungen der Pandemie so groß, dass viele Menschen Symptome einer Anpassungsstörung entwickelt haben sollen. Bei 26 Prozent der Befragten habe man Depressionen, bei 44 Prozent Symptome allgemeiner Angstzustände festgestellt. Grund dafür seien die enormen Veränderungen im Lebensstil und den Einschränkungen bei der Befriedigung der eigenen Bedürfnisse, schreibt das Blatt.
Experten zufolge sei die schlechtere psychische Verfassung in Angst, Müdigkeit und Überlastung zu bemerken. Die Ursache dafür, lesen wir am Schluss in Dziennik/Gazeta Prawna, sei die Verbindung von Arbeit und elterlichen Pflichten, die durch die Sorge um die berufliche und finanzielle Situation stark belastet worden sei.
Piotr Siemiński