Deutsche Redaktion

"Attacken in Russland - ein Durchbruch?"

07.12.2022 10:26
Eines der drei bestgehüteten Elemente des russischen Militärs (außer den Raketenwerfern für Interkontinentalraketen und nuklearen U-Booten) habe sich durch die ukrainischen Angriffe als verwundbar erwiesen. Und: Die Inflation setzt Verbraucher und Kommunen unter Druck. Die Einzelheiten in der Presseschau.
A line-up of Tu-95 strategic bombers at the Engels air force base, Russia.
A line-up of Tu-95 strategic bombers at the Engels air force base, Russia.Photo: Wikimedia Commons

Rzeczpospolita: Attacken in Russland - ein Durchbruch? 

Die gestrigen Angriffe auf zwei russische Flughäfen sind auch in der polnischen Presse ein wichtiges Thema. Wie die konservativ-liberale Rzeczpospolita in ihrem heutigen Aufmacher betont, hätten die Angriffe Flughäfen der russischen strategischen Luftstreitkräfte getroffen, die derzeit zwar für Angriffe auf die Ukraine genutzt würden, aber eigentlich für Atomschläge auf Ziele in den USA und Europa bestimmt seien. Eines der drei bestgehüteten Elemente des russischen Militärs (außer den Raketenwerfern für Interkontinentalraketen und nuklearen U-Booten) habe sich als verwundbar erwiesen. Es sei immer noch nicht klar, so das Blatt, womit die Ukrainer die Flughäfen getroffen hätten: ob es sich um eine Attacke von Sabotagegruppen, einen Angriff mit alten sowjetischen Drohnen oder mit frisch konstruierten Langstreckenraketen handelte. Sicher sei aber, dass sich damit nun auch Moskau in Reichweite eines ukrainischen Angriffs befinde, was Präsident Putin in eine äußerst ungünstige Lage versetze. Imperiale Kreise würden schon jetzt eine Eskalation des Krieges fordern. Wichtig sei in diesem Kontext zudem, dass laut der russischen Atomkriegsdoktrin ein Angriff auf Flughäfen der strategischen Luftstreitkräfte einer von vier Gründen für einen eventuellen nuklearen Vergeltungsschlag sei. Russland besitze drei solche Flughäfen, von denen zwei nun angegriffen worden seien. Unabhängig von der Entscheidung des Kremls sei klar, dass dieser schon jetzt fürchterlich durch die ukrainischen Streitkräfte kompromittiert worden ist. Wenn sich herausstelle, dass die Flughäfen tatsächlich von Drohnen getroffen worden seien (und nicht von Saboteuren beschädigt, wie ein Teil der Experten vermute), dann hätten die Maschinen einige hundert Kilometer über russischem Territorium zurücklegen müssen, ohne von der russischen Flugabwehr gesichtet worden zu sein, so Rzeczpospolita.

Gazeta Wyborcza: Billiger war einmal

In Dienstleistungsverträgen tauchen zunehmend Inflationsklauseln auf, die es den Unternehmen ermöglichen, die Preise im Laufe des Vertragszeitraums zu erhöhen, ohne dabei die Zustimmung von Kunden einholen zu müssen, schreibt die linksliberale Gazeta Wyborcza. Die Zeiten der Stabilität seien damit endgültig vorbei, urteilt das Blatt. Zumal uns die großen Preissteigerungen erst bevorstehen würden. Die Inflation würde sich derzeit auf 17,4 Prozent belaufen. Und nur bis Ende des Jahres würde beispielsweise die niedrigere Mehrwertsteuer für Treibstoffe (8 Prozent statt 23 Prozent) gelten. Ebenfalls nur bis Januar würde der 0-prozentige Mehrwertsteuersatz für Gas beibehalten werden. Auch Strom werde teurer werden. Nur für Lebensmittel werde die 0-Prozent-Mehrwertsteuer noch mindestens bis Mitte 2023 gelten. “Die Preise werden nicht mehr fallen. Sie können nur noch anhalten”, sagt ein Gesprächspartner aus der Handelsbranche im Gespräch mit dem Blatt. Und die Abbremsung der Preissteigerungen würde etwa sieben Monate dauern. Und zwar von dem Moment an, in dem die Wirtschaft sich beruhigt. Das sei jedoch derzeit noch nicht in Sicht, so Gazeta Wyborcza. 

Dziennik/Gazeta Prawna: Inflation setzt Kommunen unter Druck 

Die Inflation und die mit ihr verbundenen steigenden Zinssätze  treffen nicht nur die Konsumenten, sondern auch die Kommunen, alarmiert in seinem heutigen Aufmacher das Wirtschaftsblatt Dziennik/Gazeta Prawna. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres, so die Zeitung, seien die Schuldendienstkosten in den Kommunen dreimal höher gewesen, als im gleichen Vorjahreszeitraum. Auch die Ausgaben der Kommunen würden in einem Tempo von etwa 10 Prozent wachsen. Gleichzeitig würde die Inflation nur in geringem Maße den lokalen Einnahmen helfen, die zwischen Januar und September nur um 5 Prozent höher gewesen seien, als im Vorjahr. Der Sektor melde zwar weiterhin einen Überschuss von etwa 15 Milliarden Złoty, doch es steige auch die Zahl der Kommunen mit einem Defizit.  Ende September dieses Jahres habe jede dritte Kreisstadt rote Zahlen geschrieben, so Dziennik Gazeta Prawna. 

Autor: Adam de Nisau