Deutsche Redaktion

"Keine mentale Wende bei den deutschen Eliten nach Kriegsausbruch"

29.12.2022 15:17
Laut Polens Ex-Verteidigungsminister Jan Parys ist bei den deutschen Eliten die nach dem Kriegsausbruch erwartete mentale Wende ausgeblieben, berichtet das nationalkonservative Portal DoRzeczy. Außerdem geht es auch um die Parallelwelten der Kreml-Politiker und die Frage, wie die Energiewende und Krisenresilienz zusammenpassen.
Szefowa komisji obrony w Bundestagu krytykuje niemiecki rząd za zbyt małą pomoc dla Ukrainy
Szefowa komisji obrony w Bundestagu krytykuje niemiecki rząd za zbyt małą pomoc dla UkrainyAlexandros Michailidis/ Shutterstock

Rzeczpospolita: Betrunkene Propaganda

In einer Reihe von Reden hätten Präsident Wladimir Putin und seine Funktionäre einmal mehr bewiesen, dass sie den Bezug zur Realität verloren und nicht die Absicht haben, ihn wieder herzustellen, schreibt Andrzej Łomanowski in der Rzeczpospolita.

Der russische Machthaber, erinnert der Autor, habe erneut versichert, er sei bereit, über ein Ende des Krieges zu verhandeln. Aber nicht mit Kiew, sondern mit allen Teilnehmern dieses Prozesses". Putin und seine Gefolgschaft, betont Łomianowski, würden damit in traditioneller Manier die Eigenständigkeit der Ukraine leugnen. Für Außenminister Lawrow und andere Putinisten sei die Ukraine lediglich eine Komponente der US-Politik. Und diese wolle, Putin zufolge, Russland schwächen und zerstören. Niemand im Kreml würde erwähnen, dass der Westen Kiew seine Hilfe erst infolge von Moskaus Angriff auf seinen Nachbarn angeboten hat. Vor allem aber sei die Ukraine ein unabhängiger und eigenständiger Staat. 

Putin und seine Gefolgschaft würden den Eindruck erwecken, in einer Parallelwelt zu leben. Besonders auffällig seien in diesem Kontext die Aussagen von Russlands ehemaligem Staatspräsidenten und Premierminister Dmitri Medwedew, laut dem 2023die EU und der Euro zerfallen", Polen und Ungarn die Westukraine besetzen" werden und es ein viertes deutsches Reich geben werde, dass einen Krieg mit Frankreich, die Teilung Europas und Polens auslösen werde. All das würde lächerlich klingen, sei aber auch so etwas wie ein Protokoll des Bewusstseinszustandes der Putin-Elite darstellen. 

Worüber könne man mit Menschen sprechen, die ein derartiges Unverständnis der Europa- und der Weltpolitik an den Tag legen? Es bleibe uns, die Ukraine weiter zu unterstützen, bis Putin und seine Gefolgschaft wieder nüchtern sind, so Andrzej Łomanowski in der Rzeczpospolita.

DoRzeczy: Keine mentale Wende bei den deutschen Eliten nach Kriegsausbruch

Laut Polens Ex-Verteidigungsminister Jan Parys ist bei den deutschen Eliten die nach dem Kriegsausbruch erwartete mentale Wende ausgeblieben, berichtet das nationalkonservative Portal DoRzeczy. Frankreich und Deutschland, so der Politiker, würden der Ukraine in einem Ausmaß helfen, das in keinem Verhältnis zu ihren wirklichen Möglichkeiten stehe. Gleichzeitig würden sie eine größere Hilfe von Seiten der USA blockieren. Die Ukraine aber habe keine Chance, den Krieg zu gewinnen, heißt es, wenn sie keine Langstreckenwaffen erhalte.

Geht es nach Parys, würden die Franzosen und Deutschen nicht mit der Ukraine sympathisieren und weiterhin auf ein Übereinkommen mit Russland hoffen. Auch wenn Moskau derzeit sehr lästig sei, bestehe für beide Staaten jederzeit die Möglichkeit, zur alten Zusammenarbeit zurückzukehren. Polen indes vertrete einen völlig anderen Standpunkt, so Parys. Aus Warschauer Perspektive sei eine solche Zusammenarbeit sinnlos, solange Russland nicht zu einem demokratischen Staat werde und seine imperialen Ambitionen aufgebe. Denn der Kreml wolle nicht nur die Ukraine zerstören, sondern auch zu der geopolitischen Situation in Europa von vor 1997 zurückkehren, zitiert DoRzeczy Polens Ex-Verteidigungsminister Jan Parys.

Gazeta Polska Codziennie: Wetter für die Reichen

Das regierungsnahe Tagesblatt Gazeta Polska Codziennie schreibt indes zur globalen Klimapolitik. Geht es nach dem Blatt hätten sich alle an die bekannte Behauptung gewöhnt, dass heißes Wetter im Sommer zweifellos das Ergebnis der globalen Erwärmung sei. Eine Rekordkälte und Schneefall im Winter indes seien nur eine vorübergehende Laune des Wetters. Dies sei jahrzehntelang die öffentliche Argumentation gewesen, um die Welt davon zu überzeugen, von fossilen Brennstoffen auf Windkraftanlagen und Photovoltaik umzusteigen.

Während es in Europa im Moment für den Winter recht warm sei, fährt GPC fort, habe Amerika mit beispiellosen Schneestürmen und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt zu kämpfen. Genauso sei es im letzten Jahr gewesen. Das Problem scheine somit, dass sich die Windräder im Winter oft nicht drehen und die Sonnenpaneele auf den Dächern mit Schnee bedeckt seien.

Woher sollte man also Energie beziehen, fragt das Blatt. Ein Mann habe den Winterangriff in den USA nur deshalb überlebt, weil er noch einen Kamin hatte, in dem er Holz verbrennen konnte. Er habe daher nicht gefroren, als der Strom für mehrere Tage ausgefallen sei. Genauso würden die Ukrainer die Kälte nach russischen Bombenangriffen überleben. Polen hingegen würde man überreden, auf Kamine zu verzichten und sie z. B. durch Wärmepumpen zu ersetzen. Vorzugsweise aus deutscher Produktion. Was dann in einer Notsituation passieren würde, brauche man niemandem zu erklären, so Gazeta Polska Codziennie.

Autor. Piotr Siemiński