Deutsche Redaktion

"Wird Alkohol teurer?"

25.08.2025 12:00
Wer ist für den Skandal rund um die Verwendung von Geldern aus dem Nationalen Wiederaufbauplan (KPO) verantwortlich? Die Frage entzweit die polnische Gesellschaft. Außerdem: Die Regierung will die Verbrauchssteuer für Alkohol anheben und damit zwei Fliegen mit einer Klatsche schlagen. Doch sie hat die Rechnung womöglich ohne Staatspräsident Nawrocki gemacht. Mehr dazu in der Presseschau.
Tabela podwyżek akcyzy i cen alkoholu oraz kobieta w sklepie przy regale z piwem
Tabela podwyżek akcyzy i cen alkoholu oraz kobieta w sklepie przy regale z piwemEryk Stawinski/REPORTER/East News

BUSINESS INSIDER: Politischer Streit um EU-Mittel

Wer ist für den Skandal rund um die Verwendung von Geldern aus dem Nationalen Wiederaufbauplan (KPO) verantwortlich? Laut einer aktuellen Umfrage von United Surveys für Wirtualna Polska sind die Polen in Bezug auf diese Frage in zwei nahezu gleich große Gruppen gespalten, berichtet Business Insider.

Wie das Blatt erinnert, sei der Fall im August bekanntgeworden, als herauskam, dass Teile der EU-Subventionen zur Unternehmensförderung – insbesondere im HoReCa-Sektor – für umstrittene Zwecke wie den Kauf von Yachten und Saunen verwendet wurden. Die Veröffentlichung einer Fördermittelkarte habe zu einer intensiven öffentlichen Debatte geführt, in der schwache Kontrollmechanismen und zu großzügige Vergabekriterien kritisiert wurden. Diese Vorgaben stammen noch aus der Amtszeit von Mateusz Morawiecki, während die Umsetzung bereits unter Donald Tusk erfolgte, erinnert Business Insider.

Die Regierung Tusk, lesen wir, habe mit Kontrollen bei der Polnischen Agentur für Unternehmensentwicklung (PARP) und der Entlassung ihrer Chefin  reagiert. Die Kontrolle habe auch gezeigt, dass die Unregelmäßigkeiten lediglich 0,6 Prozent des KPO-Gesamtwertes betreffen. Die Opposition unter der Führung der Partei Recht und Gerechtigkeit PiS werfe der Regierung jedoch Verschwendung und Korruption vor und habe die Kampagne „Kasa Platformy Obywatelskiej“ (Das Geld der Bürgerplattform) gestartet. PiS-Kritiker wiederum halten der Partei vor, selbst für die riskanten Programmregeln verantwortlich zu sein. Auch die Europäische Kommission und die Staatsanwaltschaft untersuchen den Fall.

Laut der Umfrage machen über 49 Prozent der Befragten die Regierung Tusk verantwortlich, fast 42 Prozent dagegen das Kabinett Morawiecki. Circa 9 Prozent haben keine Meinung. Unter Wählern der jetzigen Regierung sieht die überwältigende Mehrheit die Verantwortung bei Morawiecki, während PiS-Wähler zu über 80 Prozent die aktuelle Regierung beschuldigen, stellt Business Insider fest.

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Alkohol wird teurer

Ab dem 1. Januar des kommenden Jahres sollen die Verbrauchssteuersätze für Ethylalkohol, Bier, Wein, fermentierte Getränke und Zwischenprodukte um 15 Prozent steigen, meldet Dziennik/Gazeta Prawna. Weitere Erhöhungen sind geplant. Das Finanzministerium begründet diesen Schritt mit dem Ziel, den Alkoholkonsum zu senken und gesundheitliche Schäden zu verringern.

Wegen des Anstiegs der Durchschnittslöhne können sich die Menschen immer mehr Alkohol leisten, da die Preise für alkoholische Getränke in Polen deutlich unter dem EU-Durchschnitt liegen. Laut dem nationalen Berater für öffentliche Gesundheit, Prof. Łukasz Balwicki, ist die Steuererhöhung ein überfälliger Schritt, um den Konsum – vor allem unter Jugendlichen – zu bremsen. Günstige Preise, hohe Verfügbarkeit und Werbung würden derzeit besonders günstige Bedingungen für Alkoholkonsum schaffen.

Die Brauereien protestieren jedoch: Sie befürchten, dass Konsumenten stattdessen verstärkt auf Schwarzmarktprodukte oder preiswerteres Bier aus Nachbarländern wie Deutschland und Tschechien ausweichen, wo die Steuern niedriger sind, fasst die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna die aktuelle Diskussion zusammen.

SUPER EXPRESS: Wird Alkohol teurer?

Wie Super Express berichtet, sorgt Präsident Karol Nawrocki mit einer Aussage zu eben diesem Thema erneut für Aufsehen: Er kündigte an, sein Veto gegen das Gesetz zur Erhöhung der Alkoholsteuer einzulegen, informiert das Blatt. Zbigniew Bogucki, Leiter der Präsidialkanzlei, erklärte, dies sei eine Frage der Glaubwürdigkeit in Bezug auf die Wahlversprechen. „Wenn der Präsident gesagt hat, dass er keine Steuererhöhungen unterzeichnen wird, dann wird er es auch nicht tun. Punkt“, betonte Bogucki.

Das Veto könnte die geplanten Steuereinnahmen bremsen – mit weitreichenden Folgen, lesen wir. Der Staatshaushalt würde auf zusätzliche Einnahmen verzichten müssen, und ein wichtiges Instrument zur Reduzierung des Alkoholkonsums ginge verloren. Gleichzeitig könnte die Alkoholbranche aufatmen, da drohende Umsatzeinbußen ausblieben.

Die Ankündigung löste sofort Reaktionen aus. Befürworter argumentieren, die zusätzlichen Steuergelder könnten für soziale Projekte wie Suchtprävention oder Bildung genutzt werden. Gegner warnen hingegen vor negativen wirtschaftlichen Effekten, etwa einem Rückgang der Wettbewerbsfähigkeit polnischer Produzenten auf dem europäischen Markt.

Autor: Jakub Kukla 

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