Allerdings gebe es auch positive Zeichen, gute Entscheidung und wichtige Symbole, die der Gipfel mit sich gebracht habe. Ob das ausreiche, um einen Krieg mit Russland zu verhindern, bleibe ungewiss.
Es gebe immer noch keine Antwort, heißt es, ob die NATO-Streitkräfte in Estland oder einem anderen Land an der Front stark genug sein werden, um den Eindringling im Falle eines russischen Angriffs abzuwehren. Ob sie sofort reagieren würden. Sollten sie sich wochenlang auf eine Gegenoffensive vorbereiten, so Haszczyński, wisse man aus der Ukraine, wie das Land nach dem Durchzug der russischen Armee aussehen würde: Leichen und Trümmer, zerstörtes Leben und Kulturerbe der Nation.
Ein positives Zeichen indes sei die Erkenntnis des gesamten Bündnisses, dass Russland die größte Bedrohung für seine Mitglieder darstelle, obwohl diese Anerkennung etwas verspätet käme. Polen kenne Russland schon lange. Deshalb hätten seine Politiker versucht, der NATO beizutreten, sobald Polen sich von Moskaus befreit hatte. Ähnlich sei es in anderen Ländern Mittel- und Osteuropas gewesen. Seit der russischen Invasion in Georgien hätten das auch andere Staaten verstehen sollen.
Geht es nach dem Autor sei die wichtigste Entscheidung des Gipfels in Madrid die Einladung Finnlands und Schwedens in die NATO. Ein Blick auf die Landkarte genüge, um zu erkennen, dass die von Moskau am stärksten bedrohten baltischen Staaten dank dieser neuen Mitglieder im Norden nicht mehr vereinsamt seien.
Ein positives Symbol sei auch, dass das US-Hauptquartier in Poznań ab jetzt dauerhaft sein werde. Polen habe schon immer eine ständige Präsenz alliierter Truppen angestrebt. Etwas, das bislang nur die alten NATO-Staaten aus dem, wie Haszczyński sie nennt, "wahren Westen" genießen konnten. "Dauerhaft" klinge wie ein Abschied von einem schlechteren Status in der Nato, lesen wir im Blatt.
Der Pessimist und Skeptiker im Autor frage sich jedoch, heißt es abschließend, ob die Amerikaner nicht auch schon früher einmal eine dauerhafte Präsenz in Polen angekündigt hätten.
DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Der Krieg wird noch Monate, wenn nicht Jahre dauern
Die Tageszeitung Dzienik/Gazeta Prawna zitiert den ehemaligen postkommunistischen Präsidenten Aleksander Kwaśniewski. In einem Fernsehinterview äußerte sich Aleksander Kwaśniewski unter anderem über den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Seiner Ansicht nach handle es sich dabei um einen Konflikt, der Monate, wenn nicht Jahre dauern werde. Russland tue alles, um den Krieg zu gewinnen, auf der anderen Seite wollten die Ukrainer ihr Land um jeden Preis verteidigen. Diese Einstellung werde wohl dazu führen, dass dieser Krieg lange nicht zu Ende gehen werde.
Er könne sich vorstellen, so Kwaśniewski weiter, dass im Herbst oder im Winter, wenn sich die Wirtschaftslage in vielen europäischen Ländern sichtlich verschlechtern werde, die Ukrainer unter Druck geraten würden. Es könnte sein, dass man Kiew werde zu einem Abkommen mit der Russischen Föderation zwingen wollen. Er sei sich zugleich dessen sicher, dass es nur eine Antwort der Ukrainer werde geben können: dass sie bis zum Ende kämpfen würden. Dies wiederum könnte zu einem politischen Problem führen, denn die Unterstützung für ukrainische Flüchtlinge könnte in einem solchen Kontext nach und nach sinken.
Außerdem sei die Inflation momentan ein sehr großes Problem. Den Höhepunkt habe man übrigens noch nicht erreicht. Eine 20-prozentige Inflationsrate werde ganz sicher schwerwiegende Folgen für die Wirtschaft, aber auch für die Politik bringen. Denn mit dieser hohen Inflation werde sich Polen direkt in den Wahlkampf stürzen müssen. Neben dem Krieg würden die hohen Preise sicherlich zum Hauptthema des Wahlkampfes werden, meint Ex-Präsident Aleksander Kwaśniewski im Blatt Dziennik/Gazeta Prawna.
SUPER EXPRESS: Das Spiel geht weiter
Die Siegesserie gehe weiter, freut sich in ihrem Sportteil die Tageszeitung Super Express. Iga Świątek habe es in die dritte Wimbledon-Runde geschafft. Bei dem gestrigen Spiel habe die Polin ihren 37. Erfolg in Serie eingefahren. Bei ihrem 6:4, 4:6, 6:3 gegen Lesley Kerkhove habe die Weltranglistenerste in Wimbledon jedoch einen Satz abgeben - und sich ordentlich strecken müssen. Auch wenn Kerkhove am Ende verloren habe. Für die junge Spielerin aus den Niederlanden sei auf dem heiligen Rasen ein Märchen wahr geworden. In der Qualifikation gescheitert, habe sie als Lucky Loserin im Hauptfeld auflaufen – und der besten Tennisspielerin der Welt einen Satz abnehmen dürfen.
Sie habe wunderbar gespielt, habe Świątek nach dem Spiel ihre Gegnerin komplimentiert. Besser als Iga habe die Niederländerin den Wind ausgenutzt, hieß es. Sie freue sich aber, dass sie nach dem verlorenen Satz doch noch schnell und konkret habe antworten können, sagt die Polin. Nun werde Iga Świątek gegen Alize Kornet spielen, berichtet die Tageszeitung Super Express.
Jakub Kukla/Piotr Siemiński