Deutsche Redaktion

Morawiecki: Polen hat nie auf deutsche Reparationen verzichtet

21.08.2019 14:52
Im August 2018 haben Experten der parlamentarischen Arbeitsgruppe für Reparationen vorläufige Berechnungen für die Verluste Polens vorgelegt: 850 Milliarden Dollar. 
Premierminister Mateusz Morawiecki
Premierminister Mateusz MorawieckiPAP/Marcin Obara

Polen hat nie auf deutsche Reparationen verzichtet, sagte der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki in einem Interview für mehrere Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Er betonte, dass Polen von Deutschland niemals eine angemessene Entschädigung für die Verluste im Zweiten Weltkrieg erhalten habe. Das ganze Interview wird am Donnerstag erscheinen.

Morawiecki wies das Argument Deutschlands zurück, dass Polen 1953 angeblich auf Reparationen aus Deutschland verzichtet habe. Der Ministerpräsident erklärte, dass die polnische Regierung die damaligen Verträge zwischen Polen und der DDR nicht anerkenne, da beide Länder Teil des Sowjetblocks waren.

Im August 2018 haben Experten der parlamentarischen Arbeitsgruppe für Reparationen vorläufige Berechnungen für die Verluste Polens vorgelegt. Demnach habe Polen infolge des Zweiten Weltkriegs von Seiten Deutschlands mehr als 5 Mio. polnischer Bürger verloren und die Zerstörung der Städte und Infrastruktur belaufe sich auf über 850 Milliarden Dollar.

Der Leiter der parlamentarischen Arbeitsgruppe für Reparationen, Arkadiusz Mularczyk, beruft sich bei seinen Berechnungen auf die Analysen der Kriegsentschädigungsbehörde aus dem Jahr 1947. Nach diesen Berechnungen wurde der Verlust damals auf 50 Mrd. USD, d.h. nach heutigem Währungswert - etwa 886 Mrd. USD geschätzt.

Die Studie, die vom Experten des Ausschusses, Józef-Menes, vorgestellt wurde, unterscheidet zwischen "Zerstörung von materiellem Kapital", "verdorbener Produktion und Dienstleistungen während der Besatzung", "Produktionsausfall in der Nachkriegszeit infolge von Kapitalzerstörung", "verlorenen Produktionsüberschüssen bei getöteten und verletzten Menschen" oder "Produktionsverlust aufgrund geringerer Produktivität der Kapitalrendite in Menschen in der Nachkriegszeit".

Menes beruf sich bei seinen Auswertungen auch auf ähnliche Berichte des Ministeriums für Kongressarbeiten der Londoner Regierung (September 1944), des Finanzministeriums (1951) und der Kommission für die Lösung des Problems der deutschen Entschädigungen (1970). Die Dokumente berücksichtigten die Fläche Polens von 1945, ohne die neu erhaltenen westlichen und nördlichen Gebiete, von insgesamt etwa 210.000 km².


IAR/jc