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Weihnachtsmann vs. Engelchen: Wer bringt denn nun die Geschenke?

23.12.2025 18:00
Wer an Weihnachten die Geschenke bringt, scheint auf den ersten Blick klar zu sein. Doch in Polen ist die Antwort alles andere als eindeutig. Je nach Region warten Kinder nicht nur auf den Weihnachtsmann – vielerorts haben sich ganz eigene, teils jahrhundertealte Traditionen rund um den wichtigsten Geschenkebringer des Jahres erhalten.
Der klassische Weihnachtsmann wird oft als rundlicher, freundlicher alter Mann mit langem weiem Rauschebart dargestellt.
Der klassische Weihnachtsmann wird oft als rundlicher, freundlicher alter Mann mit langem weißem Rauschebart dargestellt.Foto: Shutterstock/ Kiselev Andrey Valerevich

Während Święty Mikołaj (der Heilige Nikolaus) immer noch am weitesten verbreitet ist, kennen Familien in einigen Teilen Polens Besuche von Gwiazdor (Sternenmann), Dziadek Mróz (Väterchen Frost), Aniołek (Engelchen), Dzieciątko (das Kindlein) und Gwiazdka (Stern).

In Großpolen, Kujawien, Westpommern und der Kaschubei bringt traditionell der Gwiazdor die Geschenke. Sein Name bedeutet wörtlich „Sternenmann“ und verweist auf die Sternsinger, die früher mit großen Weihnachtssternen von Haus zu Haus zogen und Lieder sangen. In der Volksüberlieferung wusste Gwiazdor genau, welche Kinder brav gewesen waren – und welche nicht. Entsprechend gehörte zu seinem Auftritt nicht nur ein Sack voller Geschenke, sondern auch ein Stock, mit dem unartige Kinder symbolisch bestraft werden konnten. 


Dziadek Mróz in Begleitung seiner Assistentin "Snieżynka" ("Schneeflocke") Dziadek Mróz in Begleitung seiner Assistentin "Snieżynka" ("Schneeflocke")

Eine ganz andere Figur ist Dziadek Mróz, Väterchen Frost. Seine Wurzeln liegen in der slawischen Mythologie, später wurde er in der Sowjetunion als weltlicher Ersatz für den Heiligen Nikolaus etabliert. Bekannt ist er vor allem aus Regionen, die heute zu Russland, Belarus oder der Ukraine gehören. Anders als der westliche Weihnachtsmann trug Dziadek Mróz lange, bodenlange Mäntel – meist blau oder silbern, seltener rot – gebunden mit einem Seil statt eines Gürtels. Groß, schlank, mit langem weißem Haar und Bart, wurde er oft von seiner Begleiterin Snieżynka, der Schneeflocke, unterstützt.

In den Karpaten, in Kleinpolen und in Teilen Schlesiens herrscht hingegen eine besonders leise und poetische Tradition: Hier bringt ein Engel die Geschenke. Ungesehen legt er sie am Heiligabend unter den Weihnachtsbaum und verschwindet ebenso still, wie er gekommen ist – zurück zu seinen himmlischen Aufgaben.

Und es wird noch märchenhafter: In einigen Orten des Roztocze-Gebiets und im Sandomierz-Tal erzählen sich Familien von Zwergen, die heimlich Geschenke unter den Baum legen. Diese Tradition ist zwar selten, zeigt aber, wie vielfältig und fantasievoll die polnische Weihnachtskultur bis heute geblieben ist.

So wird Weihnachten in Polen nicht nur gefeiert, sondern erzählt – mit regionalen Geschichten, geheimnisvollen Figuren und einer besonderen Magie.

PAP/jc