Russland könnte in den kommenden 10 Tagen eine neue Großoffensive in der Ukraine starten, berichtet Financial Times unter Berufung auf einen anonymen ukrainischen Militärberater. Vor einem unmittelbar bevorstehenden russischen Angriff hatten am Sonntag auch Ukraines Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj und der ukrainische Verteidigungsminister gewarnt.
Geht es nach Financial Times, rechnen die Ukrainer damit, dass der Angriff etwa ein Jahr nach der von Wladimir Putin eingeleiteten groß angelegten Invasion (24. Februar 2022) und noch vor der Ankunft moderner westlicher Panzer und anderer kürzlich zugesagter Waffen in der Ukraine erfolgen wird.
Der scheidende ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Reznikow warnte am Sonntag auf einer Pressekonferenz in Kiew, dass eine Großoffensive der Besatzungstruppen um den Jahrestag der Invasion herum stattfinden könnte, da die Russen die Symbolik lieben würden. Wie Reznikow hinzufügte, habe die Ukraine, auch wenn westliche Panzer und andere moderne Ausrüstung bis dahin nicht eintreffen würden, "Ressourcen und Reserven angesammelt”, mit denen sie dem Angreifer die Stirn bieten könne.
Der Vertreter des ukrainischen Militärgeheimdienstes (HUR), Andriy Chernykh, hatte indes am Mittwoch gegenüber der Kyiv Post erklärt, dass Putin seinen Streitkräften befohlen habe, bis März die gesamten Regionen Donezk und Lugansk zu besetzen.
Die "FT" erinnert daran, dass sich ähnliche Ankündigungen einer russischen Offensive vor dem Tag des Sieges, am 9. Mai gemacht worden, diese sich aber nicht materialisiert habe. Diesmal würden ukrainische Beamte jedoch eine erhebliche Verstärkung der russischen Streitkräfte im Osten und Südosten des Landes beobachten.
Analysten halten den westlichen Teil der Region Luhansk in der Nähe von Kreminna sowie Lyman in der Region Donezk - eine Stadt, die von ukrainischen Truppen in einer Gegenoffensive im vergangenen Herbst zurückerobert wurde - für den wahrscheinlichen Ausgangspunkt eines neuen russischen Angriffs. Örtliche Beamte und westliche Analysten berichten, dass Russland dort seit Wochen Truppen zusammengezogen hat. Dies geschieht auch im Süden der Region Donezk, und nach Angaben eines ausgewiesenen ukrainischen Beamten werden in den Dörfern rund um die besetzte Stadt Mariupol zusätzliche Kräfte stationiert.
tvn24/ft/adn