Mit einer internationalen wissenschaftlichen Konferenz fällt heute in Pruszków der symbolische Startschuss für Arbeiten an einem Bericht zu Kriegsschäden, die Polen während des Zweiten Weltkriegs von Seiten der Sowjetunion erlitten hatte. „Dies ist mehr als eine Konferenz, es ist der Beginn einer tiefgreifenden Erforschung, die das wahre Ausmaß der sowjetischen Vergehen gegen Polen offenlegen wird“, erläutert Professor Konrad Wnęk, der Direktor des Jan-Karski-Instituts für Kriegsschäden, das Organisator und Gastgeber der Veranstaltung ist.
Die als "Eröffnungsbilanz" des Zustands der polnischen Nation vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bezeichnete Konferenz unter dem Titel "Vor dem 17. September 1939: Der Zustand der Republik Polen im von der Sowjetunion annektierten Gebiet" soll als Sprungbrett für die Erstellung eines Berichts dienen, der die Zerstörung und den Verlust darstellt, die Polen durch die sowjetische Besatzung erlitt. Innerhalb der nächsten 2 bis 3 Jahre wird ein umfassendes Dokument erwartet, das einen klaren Einblick in das Ausmaß der Schäden liefert, die die sowjetische Besetzung in Polen nach sich gezogen hat.
Trotz beträchtlicher Herausforderungen, insbesondere des schwierigen Zugangs zu Archiven in Russland und Weißrussland und der politischen Unruhen in der Ukraine, zeigt sich Wnęk optimistisch. „Wir sind nicht ohne Quellen aus dem Osten“, betont er, „und wir planen, diese aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten, um ihre Rolle in der Untersuchung der Kriegsverluste zu erforschen.“
Die Abgrenzung der von der Sowjetunion und von Nazi-Deutschland verursachten Schäden stellt eine zusätzliche Herausforderung dar. “Man kann dies auf verschiedene Weise angehen, ob es sich um das Vermögen von Unternehmen, Einzelpersonen, der polnischen Armee oder um Infrastruktur handelte. Man kann dies zeitlich erfassen, durch eine umfassende Analyse, und dann durch die Anzahl der Monate der Besetzung teilen, um eine Schätzung zu erhalten. Es wird nie eine sehr genaue Schätzung sein, aber es wird sicherlich möglich sein, der polnischen Gesellschaft und allen Lesern des Berichts die Größe dieser Verluste zu veranschaulichen”, so Wnęk.
Wie der Direktor des Instituts für Kriegsschäden ankündigte, werde die Erstellung des "Ostberichts" mindestens 2-3 Jahre dauern. Ergebnisse zu bestimmten Verlustsektoren, wie zum Beispiel dem Bankwesen, werden aber voraussichtlich früher veröffentlicht werden. Am 17. September hatte sich der sowjetische Einmarsch in Polen von 1939 zum 84. Mal gejährt.
Im September 2022 hatte Polen bereits einen Bericht zu den durch das Dritte Reich erlittenen Kriegsschäden veröffentlicht und auf dessen Grundlage von Berlin einen Dialog über Wiedergutmachung gefordert. Berlin hatte das Thema von Reparationen jedoch wiederholt als abgeschlossen bezeichnet.
IAR/adn