„Das Ende des Zweiten Weltkriegs heute im Schatten des Kremls zu feiern, ist ein moralischer und politischer Fehler“, betonte Tusk bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem niederländischen Premierminister Dick Schoof. Er bezog sich auf die traditionelle Militärparade, an der russische Soldaten teilnehmen sollen, die derzeit im Krieg gegen die Ukraine kämpfen.
Tusk: „Kein Europäer darf so tun, als sähe er nichts“
Zwar wolle er die Entscheidungen anderer Länder wie China oder Brasilien nicht bewerten – „sie haben womöglich eine andere Sicht auf Geschichte und Gegenwart“ –, doch für Europa gelte eine besondere Verantwortung. „Aber kein Europäer hat das Recht, nicht zu sehen, wo die Bedrohung lauert und wie wichtig europäische Solidarität und Gemeinschaft sind“, sagte Tusk.
Er warnte vor Gleichgültigkeit und historischen Fehlentscheidungen. „Die großen Tragödien Europas – ob Erster oder Zweiter Weltkrieg – hatten ihren Ursprung auch in politischer Blindheit, in Toleranz gegenüber dem Bösen“, erklärte Tusk. Europa müsse aus der Geschichte lernen. „Wir sind heute hier, um klar und deutlich zu sagen: Die westliche Gemeinschaft darf diesen Fehler nie wieder begehen.“
Krieg in der Ukraine sei „eine schwarz-weiße Situation“
Mit Blick auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine stellte Tusk klar: „Wie beim Zweiten Weltkrieg ist auch heute klar, wer der Aggressor ist, wer das Opfer, woher die Bedrohung kommt.“ Der Krieg sei „eine schwarz-weiße Situation“ – eine Anspielung auf jüngste Versuche, die Schuldfrage zu relativieren.
Hintergrund: Fico plant Teilnahme an Moskauer Gedenkfeier
Fico hatte im Dezember vergangenen Jahres Russlands Präsidenten Wladimir Putin im Kreml besucht. Damals sprach er von einem Austausch zur militärischen Lage in der Ukraine sowie zur Möglichkeit einer „frühzeitigen friedlichen Lösung“. Zudem kündigte er an, die bilateralen Beziehungen zwischen der Slowakei und Russland „zu standardisieren“.
In einem Online-Beitrag schrieb Fico, dass die russische Rolle beim Sieg über den Faschismus vor 80 Jahren „entscheidend“ gewesen sei – ebenso wie die Beiträge von Belarus, der Ukraine und anderen ehemaligen Sowjetrepubliken.
PAP/jc