Deutsche Redaktion

Nawrocki: Erst Nachbarschaft, dann EU – Polens designierter Präsident warnt Kiew vor Eile

09.06.2025 14:00
Der designierte Präsident Karol Nawrocki hat in seinem ersten Auslandsinterview nach der Wahl vor einem überstürzten EU-Beitritt der Ukraine gewarnt. „Kiew muss sich zuerst um die Beziehungen zu den Nachbarstaaten kümmern, insbesondere um wirtschaftliche und historische Fragen wie das Massaker von Wolhynien“, sagte Nawrocki der regierungsnahen ungarischen Wochenzeitung Mandiner.
Karol Nawrocki udzielił wywiadu dla węgierskiego tygodnika Mandiner
Karol Nawrocki udzielił wywiadu dla węgierskiego tygodnika „Mandiner”ANDRZEJ IWANCZUK/REPORTER

Zugleich betonte Nawrocki, Polen werde die Ukraine weiterhin strategisch und militärisch unterstützen. Eine vorschnelle Aufnahme in die Europäische Union lehne er jedoch ab. Russland bezeichnete er als „wichtigsten Feind im Osten“ und kritisierte dessen „aggressive Politik“.

Der konservative Politiker sprach sich zudem für eine Stärkung der regionalen Zusammenarbeit aus. Eine engere Kooperation im Rahmen der Visegrád-Gruppe (V4) sowie der Bukarest-Neun sei entscheidend für die Sicherheit Europas. „Die Zusammenarbeit in der V4 ist von zentraler Bedeutung für die Stärkung der östlichen NATO-Flanke“, sagte Nawrocki.

In Bezug auf Ungarn äußerte sich Nawrocki ausdrücklich positiv. Die gemeinsamen historischen Erfahrungen, insbesondere der Widerstand gegen kommunistische Regime, hätten „die beiden Nationen einander nähergebracht“. Er selbst habe viele Freunde in Ungarn, sagte Nawrocki. „Ungarn ist für Polen ein sehr wichtiger Verbündeter.“

Zahlreiche Angriffe vonseiten der Opposition

Mit Blick auf die innenpolitische Lage in Polen äußerte sich Nawrocki kritisch über den Verlauf des Wahlkampfs. Er habe sich zahlreichen Angriffen vonseiten der Opposition und aus dem Ausland“ ausgesetzt gesehen – vor allem durch die Europäische Volkspartei, der auch die liberale Bürgerplattform von Premierminister Donald Tusk angehört. Dennoch habe er, so Nawrocki, dank der „Stimmen gewöhnlicher Polen“ gesiegt.

Der Wahlsieg Nawrockis wurde von der ungarischen Regierung positiv aufgenommen. Ministerpräsident Viktor Orbán bezeichnete den künftigen Präsidenten als „Opposition zur kriegsbefürwortenden Regierung in Polen“.

Das Verhältnis zwischen der polnischen und ungarischen Regierung ist angespannt. Im Dezember 2024 hatte Budapest dem PiS-Politiker und ehemaligen stellvertretenden Justizminister Marcin Romanowski Asyl gewährt. Gegen Romanowski laufen in Polen Ermittlungen wegen mutmaßlicher Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit dem Justizfonds.

PAP/tvn/jc

 

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