Das Treffen habe länger als geplant gedauert, berichtete Przydacz, der künftig in Nawrockis Kanzlei für internationale Angelegenheiten zuständig sein wird. „ Die Atmosphäre war so gut, dass die beiden das Gespräch in entspannter Runde fortsetzten – sogar ohne Jacken“, sagte Przydacz. Zwischen Nawrocki und Rutte sei „eine Art gute Beziehung, eine gute Chemie“ spürbar gewesen.
Der NATO-Generalsekretär habe Nawrocki zu einem informellen Abendessen eingeladen. Nawrocki selbst schrieb auf der Plattform X, Sicherheitsgarantien und gegenseitiges Verständnis seien „das Fundament starker und verantwortungsvoller internationaler Beziehungen“.
Schwerpunkt Ostpolitik
Przydacz betonte, dass für Polen die Ostpolitik von besonderer Bedeutung sei. „Das Wichtigste für uns sind die Bedrohungen, die aus dem Osten auf uns zukommen“, sagte er. Zudem seien bei dem Gespräch transatlantische Beziehungen, die Ergebnisse des NATO-Gipfels in Den Haag und deren Umsetzung sowie Migrationsfragen besprochen worden.
Ukraine derzeit nicht bereit für NATO-Beitritt
Auf die Frage, ob Nawrocki seine Wahlkampfaussage wiederholt habe, dass die Ukraine derzeit keinen Platz in der NATO habe, antwortete Przydacz: „Es ist klar, dass es heute keine Bedingungen gibt, damit die Ukraine in den nächsten Tagen oder Wochen der NATO oder der EU beitreten kann.“ Ein möglicher Beitritt in Zukunft müsse einstimmig von allen NATO-Mitgliedern beschlossen werden. „Wir sollten uns heute auf die aktuellen Herausforderungen konzentrieren und nicht über Szenarien sprechen, die vielleicht erst in vielen Jahren realistisch sind“, erklärte Przydacz.
Er betonte, Nawrocki vertrete die Auffassung, dass die Ukraine langfristig Teil des zivilisatorischen Westens sei. Voraussetzung seien jedoch auch ukrainische Schritte, etwa in der Aufarbeitung historischer Fragen und bei wirtschaftlichen Themen.
Nawrocki plant Reisen in die Region
Nach seinem Amtsantritt am 6. August will Nawrocki nach Angaben Przydacz' „viel Energie in den Aufbau einer Sicherheitskoalition in Mitteleuropa investieren“. Geplant seien Besuche in den Nachbarstaaten, darunter Deutschland, Litauen, Tschechien, die Slowakei und die Ukraine sowie ein Besuch in Washington. „Es ist klar, dass man mit den Nachbarn sprechen muss – auch mit denen, mit denen es Meinungsverschiedenheiten gibt. Dafür ist Diplomatie da“, sagte Przydacz.
Zusammenarbeit mit Verteidigungsminister im Fokus
Die Zusammenarbeit zwischen dem Präsidenten und dem Verteidigungsminister sei ein wichtiger Punkt, so Przydacz. Der NATO-Generalsekretär habe sich bei dem Treffen nicht zu innenpolitischen Fragen geäußert. „Entscheidend wird sein, wie die Zusammenarbeit zwischen dem Präsidenten, dem Oberbefehlshaber der Streitkräfte, und dem Verteidigungsminister funktioniert“, sagte Przydacz.
Nawrocki habe sich bereits mit Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz getroffen. Przydacz: „Das deutet darauf hin, dass die Zusammenarbeit mindestens korrekt verlaufen könnte.“ Beide Seiten wüssten, dass „Sicherheit uns verbinden sollte – unabhängig von politischen Unterschieden.“
PAP/jc