Deutsche Redaktion

Gedenkfeier in Jedwabne – Nationalisten protestieren

10.07.2025 09:54
In der ostpolnischen Stadt Jedwabne haben am Donnerstag Gedenkfeierlichkeiten zum 84. Jahrestag des Massakers an der jüdischen Bevölkerung stattgefunden. Dabei kam es erneut zu Protesten nationalistischer Gruppen. Der Oberrabbiner Polens, Michael Schudrich, zeigte sich über die Demonstrationen bestürzt.
Pomnik upamiętniający zbrodnię w Jedwabnem
Pomnik upamiętniający zbrodnię w Jedwabnemshutterstock.com

„Jedes Jahr fahren wir nach Jedwabne, um zu beten und die zu betrauern, die ermordet wurden“, sagte Schudrich der Nachrichtenagentur PAP. „Ich verstehe die Menschen nicht, die gegen ein ruhiges Gebet für die Verstorbenen protestieren.“ Es mache ihn traurig, wenn er Protestierende während der stillen Andacht sehe.

Am 10. Juli 1941 wurden nach Ermittlungen des Instituts für Nationales Gedenken (IPN) mindestens 340 jüdische Einwohner von polnischen Nachbarn ermordet – viele von ihnen wurden in einer Scheune lebendig verbrannt. Das Verbrechen geschah laut IPN auf Anstiftung deutscher Besatzungstruppen. Die Ermittlungen wurden 2003 abgeschlossen, ohne dass weitere Täter über die bereits nach dem Krieg Verurteilten hinaus identifiziert wurden.

Während der diesjährigen Gedenkfeier wurden in der Nähe des Denkmals sieben neue Findlinge mit Tafeln aufgestellt, auf denen in Polnisch und Englisch zu lesen ist, dass nicht Polen, sondern ein deutscher SS-Trupp unter dem Kommando von Hermann Schaper das Verbrechen begangen habe. Die Inschriften widersprechen den offiziellen Erkenntnissen des IPN.

„Die Frage, wer dieses Verbrechen begangen hat, ist eine Angelegenheit für Historiker und das IPN“, erklärte Schudrich. „Wir sind nicht hier, um historische Diskussionen zu führen, sondern um zu beten und unser Mitgefühl auszudrücken.“

Der Fall Jedwabne war im Jahr 2000 erneut in den Fokus der Öffentlichkeit geraten, nachdem der Historiker Jan Tomasz Gross in seinem Buch Nachbarn zu dem Schluss gekommen war, dass polnische Einwohner 1.600 Juden ermordet hätten. Das Buch löste eine breite Debatte über polnische Verantwortung im Zweiten Weltkrieg aus.

Auch in diesem Jahr begleiteten nationalistische Gruppen die Gedenkfeier mit Transparenten und Forderungen nach einer erneuten Exhumierung der Opfer. Auf Plakaten wurde die Täterschaft der Polen infrage gestellt.


PAP/jc

Jedwabne-Bewohner gedenken ermordeten Juden

10.07.2025 06:51
Der 10. Juli 1941 ist ein schwarzer Tag in der polnischen Geschichte. An diesem Tag fanden in dem kleinen Ort Jedwabne im Nordosten Polen über 300 Juden den Tod. Sie wurden von der örtlichen, polnischen Bevölkerung in eine Scheune getrieben und bei lebendigem Leibe verbrannt.