„Ich schwöre, der Verfassung treu zu bleiben, die Würde der Nation, die Unabhängigkeit und die Sicherheit des Staates zu wahren“, heißt es in der Eidesformel, die Nawrocki sprechen wird.
Im Anschluss an die Vereidigung sind eine Heilige Messe im Warschauer Königsschloss und der Einzug des neuen Präsidentenpaars in den Präsidentenpalast vorgesehen.
Nawrocki war am 1. Juni gewählt worden. Anfang Juli hatte der Oberste Gerichtshof die Wahl für gültig erklärt – allerdings in einer Kammer, deren rechtlicher Status umstritten ist.
Sejmmarschall Szymon Hołownia, der das Datum der Vereidigung festgelegt hat, erklärte dazu: „Es gibt Zweifel am Status der Kammer für außergewöhnliche Kontrolle des Obersten Gerichts. Aber es gibt keinen Zweifel daran, wen die Polen gewählt haben.“
Wer ist Karol Nawrocki?
Der 42-jährige Karol Nawrocki stammt aus einfachen Verhältnissen und wurde in Danzig geboren. Er studierte Geschichte in seiner Heimatstadt und promovierte über die antikommunistische Opposition in Nordostpolen.
Nawrocki, der bisher das polnische Institut für Nationales Gedenken (IPN) leitete, setzte sich am 1. Juni in der Stichwahl gegen den liberalen Warschauer Bürgermeister Rafał Trzaskowski durch.
„Zuerst Polen, zuerst die Polen“
Nawrocki führte seinen Wahlkampf unter dem Motto „Zuerst Polen, zuerst die Polen“. Er gab sich als ein Mann „aus Fleisch und Blut“, der sich aus eigener Kraft nach oben gekämpft hat. „Ich bin einer von euch, ich bin eure Stimme“, rief er immer wieder auf Kundgebungen.
Nach eigenen Angaben war die breite gesellschaftliche Unterstützung entscheidend für seinen Wahlsieg. „Ohne die Unterstützung der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), ohne das politische Rückgrat, wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen“, erklärte Nawrocki.
Im Wahlkampf warb Nawrocki insbesondere mit seinem Widerstand gegen die aktuelle Regierung. Viele seiner Wähler hätten ihn gewählt, um ein Gegengewicht zu Ministerpräsident Tusk und dessen pro-europäischer Politik zu schaffen. Der Wahlslogan „Hauptsache nicht Trzaskowski“ habe aus Sicht vieler Wähler den Wunsch ausgedrückt, eine weitere Machtkonzentration bei der liberalen Regierung zu verhindern, so Nawrocki.
Der designierte Präsident hob außerdem hervor, dass seine körperliche Belastbarkeit im intensiven Wahlkampf eine Rolle gespielt habe. „Die Bereitschaft, in sechs Monaten an acht Debatten und 400 Treffen teilzunehmen, war entscheidend. Ich ermutige alle, Sport zu treiben – das hilft auch im politischen Leben“, sagte er.
International sorgte Nawrockis Wahlsieg für Überraschung. Besonders deutsche Medien zeigten sich irritiert. „Das liberale Europa hat kein Rezept, wie man dem populistischen Aufstieg begegnen soll“, schrieb der „Spiegel“. Der stellvertretende Auslandschef des Magazins, Jan Puhl, kommentierte, Nawrocki „hätte eigentlich verlieren müssen“, da die meisten Medien gegen ihn eingestellt gewesen seien.
Auch britische Boulevardmedien wie „The Sun“ reagierten mit teils polemischen Schlagzeilen und bezeichneten Nawrocki als „antieuropäischen Schläger“.
PAP/jc