Deutsche Redaktion

Warschauer erinnern an Wola-Massaker 1944

06.08.2025 10:13
Mit einem Schweigemarsch durch das Warschauer Stadtviertel Wola haben am Dienstagabend Hunderte Menschen der zehntausenden zivilen Opfer des Massakers gedacht, das deutsche Truppen dort im August 1944 verübten. Der sogenannte „Marsz Pamięci“ (Marsch des Gedenkens) erinnert an die systematische Ermordung von Zivilisten während der Niederschlagung des Warschauer Aufstands.
Das Massaker im Stadtteil Wola fand zwischen dem 5. und 7. August 1944 statt.
Das Massaker im Stadtteil Wola fand zwischen dem 5. und 7. August 1944 statt.PAP/Tomasz Gzel

Der Gedenkmarsch begann am Denkmal für die 50.000 von den Deutschen ermordeten Bewohner von Wola am Solidarność-Platz und endete am Ehrenmal „Polegli Niepokonani“ („Die Gefallenen Unbesiegten“) auf dem Warschauer Aufständischenfriedhof.

Die 97-jährige Widerstandskämpferin Wanda Traczyk-Stawska, selbst Teilnehmerin des Aufstands, begrüßte die Teilnehmer. „Denkt daran: Dieser Ort ist für Warschau von besonderer Bedeutung. Er erinnert daran, wie mutig die Warschauer waren, wie patriotisch. 63 Tage haben sie durchgehalten, weil sie wollten, dass Warschau frei ist“, sagte sie.

In ihrer Ansprache richtete sich Traczyk-Stawska insbesondere an die anwesenden Pfadfinder. „Kommt auch her, wenn wir nicht mehr leben. Erinnert euch daran, dass wir wollten, dass die, die aus dem Osten kommen, in eine freie Stadt, ein freies Land kommen – damit sie sich nicht als unsere Befreier sehen dürfen. Das war der Sinn. (…) Es ist uns nicht gelungen.“

Heute aber lebe Polen in Freiheit, so die frühere Kämpferin. „Und wir müssen uns bewusst sein, dass Freiheit kein Geschenk ist, das für immer bleibt. Man muss sein Land ständig verteidigen können (…) Wir müssen als Erste bereit sein für eine mögliche Aggression aus Russland.“

Jan Ołdakowski, Direktor des Museums des Warschauer Aufstands, erinnerte daran, dass der Marsch vor allem den zivilen Opfern des Aufstands gewidmet sei. Bis heute habe man erst etwa ein Drittel der Opfer namentlich identifizieren können, deren Überreste auf dem Friedhof bestattet wurden.

Das Massaker im Stadtteil Wola fand zwischen dem 5. und 7. August 1944 statt. In wenigen Tagen wurden nach verschiedenen Schätzungen zwischen 40.000 und 60.000 Zivilisten von Einheiten der deutschen SS, Polizei und Verbündeten ermordet. Die Leichen wurden häufig verbrannt, um Spuren zu beseitigen.

Keiner der Täter wurde nach dem Krieg strafrechtlich zur Verantwortung gezogen. Über Jahrzehnte wurden die Verbrechen nur unzureichend öffentlich gewürdigt. Erst 2004 wurde am Ort des Beginns des Massakers ein Denkmal eingeweiht – der sogenannte „50-Tausend-Denkmal“. Seit 2010 gilt der 5. August in Warschau offiziell als Tag des Gedenkens an die Bewohner von Wola.


PAP/IAR/jc

 

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