Deutsche Redaktion

Polen schafft Koordinatorenstelle für deutsch-polnische Zusammenarbeit ab – Berlin überrascht

07.08.2025 09:31
Das polnische Außenministerium hat überraschend die Stelle des Koordinators für die gesellschaftliche und grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Deutschland abgeschafft. Das teilte das Ministerium am Dienstagabend in einem kurzen Statement auf der Plattform X. Die Entscheidung sorgt in Berlin für Verwunderung, schreibt Wojciech Szymański für die Deutsche Welle.
Krzysztof Ruchniewicz
Krzysztof RuchniewiczKrzysztof Ruchniewicz - Praca własna, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=61404909

Seit gut einem Jahr hatte der Historiker und Deutschland-Experte Krzysztof Ruchniewicz das Amt inne. Auch in Zeiten angespannter Beziehungen – etwa unter der vorherigen PiS-Regierung – hatte Polen einen solchen Beauftragten. Deshalb kommt die plötzliche Abschaffung nun überraschend, besonders angesichts der jüngsten Bemühungen um einen Neustart im Verhältnis zu Berlin.

Der deutsche Koordinator für die Zusammenarbeit mit Polen, CDU-Abgeordneter Knut Abraham, zeigte sich gegenüber der Deutschen Welle „völlig überrascht“ von der Entscheidung der polnischen Seite. Er hoffe jedoch, dass es sich nur um eine organisatorische Änderung handle und bald ein neuer Ansprechpartner benannt werde – „auch wenn das in einer anderen Struktur geschieht“.

Abraham betonte, dass er seine Arbeit trotz der aktuellen Lage fortsetzen werde: „Ich werde mich weiterhin für die deutsch-polnische Zivilgesellschaft und die Zusammenarbeit an der Grenze einsetzen.“ Er vermute, dass die Entscheidung des polnischen Außenministeriums eher innenpolitisch motiviert sei.

Auch aus der Wissenschaft kommt Kritik. Die stellvertretende Direktorin des Deutschen Polen-Instituts in Darmstadt, Agnieszka Łada-Konefał, nannte den Schritt im Gespräch mit der DW ein „negatives Signal“ für die bilateralen Beziehungen. „Diese Stelle ist auf beiden Seiten der Grenze wichtig. Nun bleibt Knut Abraham ohne Partner – und ohne Perspektive, dass sich das schnell ändert“, sagte sie.

Polnische und deutsche Regierungen hatten die Koordinatorenfunktion 2004 eingeführt – als Symbol für die besondere Bedeutung der bilateralen Beziehungen. Deutschland unterhält aktuell nur drei solcher Beauftragtenposten – neben Polen auch für Frankreich und die USA/Kanada.

Ob die Stelle in Polen dauerhaft gestrichen wird oder lediglich in anderer Form wiederkommt, ist offen. Das Außenministerium in Warschau äußerte sich dazu bisher nicht weiter.


DW/jc