Als Hauptgrund nennen die Autoren die von der Bundesregierung eingeführten Grenzkontrollen – gegen den Protest von Ministerpräsident Donald Tusk. Der habe daraufhin seinerseits Kontrollen an der Grenze zu Deutschland angeordnet. Der neue polnische Präsident Karol Nawrocki nutze zudem, so die Forscher, antideutsche Ressentiments, um bis zu den Parlamentswahlen politisches Kapital zu schlagen.
Die beiden Wissenschaftler verweisen auf enge wirtschaftliche Verflechtungen und gemeinsame sicherheitspolitische Interessen. Ohne Deutschland und Polen könne Europa nicht verteidigt werden, betonen sie. Umso wichtiger sei es, sensible Themen wie die Erinnerungskultur und die Reparationsdebatte einfühlsam zu behandeln. In Deutschland werde der Zweite Weltkrieg oft als abgeschlossen betrachtet, während viele Polen die Aufarbeitung und insbesondere das Gedenken an die sechs Millionen polnischen Opfer für unzureichend hielten.
Sus und Bunde fordern eine rasche Umsetzung des geplanten Denkmals für polnische Opfer in Berlin – der jüngst enthüllte Gedenkstein könne das ursprüngliche Projekt nicht ersetzen. Auch solle die Bundesregierung die moralische Dimension der Reparationsfrage anerkennen, um deren Instrumentalisierung durch extreme Kräfte zu verhindern.
Die Forscher regen an, den deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrag von 1991 um einen verbindlichen Zukunftsplan zu ergänzen, etwa mit gemeinsamen Rüstungsprojekten. Ein fahrlässiger Umgang mit den bilateralen Beziehungen könne die Erfolge der vergangenen Jahre zunichtemachen.
FAZ/interia/jc