Deutsche Redaktion

Leiterin des Berliner Pilecki-Instituts abberufen – Direktor nennt „Objektive Gründe“

14.08.2025 11:55
Die Leiterin des Berliner Standorts des Instytuts Pilecki, Hanna Radziejowska, ist mit sofortiger Wirkung abberufen worden. Das teilte der Direktor des Instituts, Prof. Krzysztof Ruchniewicz, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz mit. Radziejowska leitete die Berliner Außenstelle seit 2019.
Hanna Radziejowska została odwołana z funkcji dyrektora Instytutu Pileckiego w Berlinie
Hanna Radziejowska została odwołana z funkcji dyrektora Instytutu Pileckiego w BerliniePAP/Marcin Bielecki

Als Begründung nannte Ruchniewicz „objektive Gründe“. Zugleich kritisierte er, dass Radziejowskas jüngste Aktivitäten das Vertrauen des Arbeitgebers stark untergraben hätten. Sie habe in sozialen Medien und klassischen Medien „überinterpretierende Darstellungen und Unterstellungen“ zu Projekten des Instituts verbreitet und interne Korrespondenz oder persönliche Bedenken an Dritte weitergegeben, ohne dies vorher intern zu besprechen.

Die Nachfolge für die Leitung des Berliner Standorts wird in der kommenden Woche bekanntgegeben. Ruchniewicz betonte, dass der Standort eine wichtige Rolle innerhalb der internationalen Struktur des Instituts habe. Das Berliner Büro dokumentiere die Auswirkungen von Totalitarismen des 20. Jahrhunderts, führe Forschungsprojekte durch und erinnere an die Opfer. In den vergangenen Jahren habe das Team unter anderem mit ukrainischen Archiven kooperiert und die polnische Geschichte in Deutschland gefördert. Alle laufenden Programme sollen fortgeführt werden.

Radziejowska ist Historikerin und war zuvor unter anderem im Museum des Warschauer Aufstands, im Haus der Begegnung mit der Geschichte und im Copernicus-Wissenschaftszentrum tätig. Sie leitete zudem das Museum Warschaus im Stadtteil Wola und war kurzzeitig Direktorin des Polnischen Instituts in Berlin.

Auslöser der Abberufung war offenbar ein Streit um geplante wissenschaftliche Seminare. Medienberichten zufolge hatte Radziejowska Ende Juli ein Schreiben an die neue Kulturministerin Marta Cienkowska und den chargé d’affaires der polnischen Botschaft in Berlin geschickt. Darin wies sie auf Pläne hin, Seminare über die Rückgabe polnischer Kulturgüter an Länder wie Deutschland, Ukraine, Weißrussland und Litauen sowie an jüdische Eigentümer zu organisieren.

Das Ministerium für Kultur und das Pilecki-Institut wiesen die Vorwürfe zurück. Die Seminare seien rein wissenschaftlich und der Provenienzforschung von Kulturgütern aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs gewidmet. Es gebe keine Pläne, Kulturgüter tatsächlich zurückzugeben.


PAP/jc