Außenminister Radosław Sikorski erklärte, Russland ändere seine Taktik im Drohnen- und Raketenkrieg gegen die Ukraine – weg von wahllosen Angriffen auf ganze Städte hin zu gezielt ausgewählten Zielen. Bei einem Treffen mit seinen Amtskollegen aus Litauen und der Ukraine im ostpolnischen Lublin nannte Sikorski den Angriff auf die Fabrik in Winnyzja als deutliches Beispiel. Die Anlage gehört dem polnischen Parketthersteller Barlinek, einem der führenden Anbieter von Holzfußböden in Europa. Das Werk in Winnyzja, eine von drei Produktionsstätten des Unternehmens, wurde von fünf Drohnen getroffen.
Bei dem Angriff wurden sechs Menschen verletzt, zwei davon schwer mit Brandwunden. Wie das polnische Außenministeriums mitteilte, befinden sich keine polnischen Staatsbürger unter den Opfern.
„Das ist keine willkürliche Zerstörung mehr“, sagte Außenminister Sikorski. „Die Russen wählen jetzt gezielt bestimmte Objekte aus und versuchen, sie zu vernichten. Sie greifen zivile Einrichtungen, Unternehmen und Infrastruktur an – das ist ein Kriegsverbrechen.“ Sikorski betonte außerdem, dass polnische Unternehmen zunehmend denselben Gefahren ausgesetzt seien wie ukrainische Firmen.
Kiew: Russland will Panik und wirtschaftlichen Schaden erzeugen
Der ukrainische Außenminister Andrii Sybiha erklärte, Ziel der Angriffe sei es, Panik zu verbreiten und die Widerstandskraft der Ukraine zu untergraben – durch gezielte Schläge auf Industrieanlagen und die Energieinfrastruktur. „Der Aggressor versucht, unsere Wirtschaft zu zerstören und den Willen unserer Bürger zu schwächen“, sagte er.
Die Außenminister hielten sich in Lublin anlässlich des Jahrestags der Gründung des sogenannten Lubliner Dreiecks auf – einer regionalen Kooperationsplattform, die 2020 von Polen, Litauen und der Ukraine ins Leben gerufen wurde, um die politischen, wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Beziehungen in der Region zu vertiefen.
Der Angriff auf das Werk von Barlinek erfolgte im Rahmen eines großen nächtlichen Angriffs. Laut der ukrainischen Luftwaffe wurden rund 400 Drohnen sowie eine ballistische Rakete aus der besetzten Krim abgefeuert. Insgesamt hätten 57 Drohnen und eine Rakete Ziele in zwölf ukrainischen Städten getroffen. Die größten Schäden wurden in Krywyj Rih, Charkiw und Winnyzja gemeldet. Der ukrainische Katastrophenschutz meldete, dass der Einschlag im Werk einen Brand auf einer Fläche von etwa 600 Quadratmetern ausgelöst habe. Acht Löschfahrzeuge und 37 Einsatzkräfte haben das Feuer unter Kontrolle bringen können.
IAR/MSZ/ps