Deutsche Redaktion

Trump zu Selenskyj: „Du verlierst diesen Krieg, du musst einen Deal machen"

20.10.2025 09:52
US-Präsident Donald Trump hat nach einem Bericht der britischen Zeitung „Financial Times“ den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj aufgefordert, russische Forderungen zu akzeptieren. Demnach habe Trump Selenskyj gewarnt, Kremlchef Wladimir Putin könne „die Ukraine zerstören“, falls keine Einigung erzielt werde. Das Weiße Haus und Trump selbst wiesen die Darstellung am Montag jedoch zurück.
Donald Trump i Wołodymyr Zełenski przed Białym Domem
Donald Trump i Wołodymyr Zełenski przed Białym DomemFoto: HANDOUT/AFP/East News

Nach Angaben der „Financial Times“ kam es bei dem Treffen im Weißen Haus am Freitag zu heftigen Auseinandersetzungen. „Das gesamte Treffen war geprägt von Geschrei und Wortgefechten, und Donald Trump hat ununterbrochen geflucht“, zitierte das Blatt einen Informanten. Trump habe Selenskyj zunächst aufgefordert, den gesamten Donbass an Russland abzutreten, bevor er schließlich auf die Idee eines Waffenstillstands entlang der aktuellen Frontlinie zurückgekommen sei.

Ein europäischer Diplomat sagte der Zeitung, Trump habe Selenskyj in einem Moment direkt konfrontiert: „Du verlierst diesen Krieg, du musst einen Deal machen – oder die Konsequenzen tragen.“ In Richtung des ukrainischen Präsidenten soll Trump erklärt haben: „Wenn Putin das will, wird er dich zerstören.“

Die Berichte sorgten in Europa für Irritationen. Ein EU-Diplomat sagte, die Gespräche hätten „die Hoffnung der Verbündeten auf eine stärkere Unterstützung Kiews seitens Washingtons geschwächt“. Selenskyj sei nach dem Treffen „sehr negativ gestimmt“ gewesen.

Trump dementierte die Angaben noch in der Nacht zum Montag. Auf dem Rückflug nach Washington erklärte er gegenüber Journalisten im Präsidentenflugzeug Air Force One: „Nein, darüber haben wir nie gesprochen. Ich denke, sie sollten einfach an der Frontlinie stehen bleiben, dort, wo sie jetzt sind.“ Alles Weitere sei „sehr schwierig zu verhandeln“. Er fügte hinzu: „Ich sage, sie sollten sofort an der Frontlinie stoppen, nach Hause gehen und aufhören, Menschen zu töten.“

Auf die Frage nach der Zukunft der Ostukraine entgegnete Trump, das Gebiet solle „geteilt bleiben, so wie es ist“.

Selenskyj äußerte sich nach dem Treffen ebenfalls. Gegenüber US-Medien betonte er, Russland fürchte weiterhin westliche Waffenlieferungen. „Tomahawks sind eine sehr starke Waffe. Sie wissen, was wir haben, und sie fürchten die Kombination mit Tomahawks“, sagte der ukrainische Präsident. Zugleich zeigte er sich offen für eine Teilnahme an einem von Trump und Putin geplanten Treffen in Budapest. „Zur Beendigung des Krieges sind entschlossene Schritte der USA, Europas sowie der G20- und G7-Staaten notwendig“, erklärte Selenskyj am Sonntag.

Trump hatte zuletzt in einem Interview erklärt, Russland werde nach Ende des Krieges „einige Teile der Ukraine behalten“. Putin habe diese Gebiete im Krieg erobert, doch sei er „offen für ein Ende des Konflikts“, sagte der US-Präsident.

Nach Informationen der „Washington Post“ soll Putin in einem Telefonat mit Trump am Donnerstag vorgeschlagen haben, im Gegenzug für die Anerkennung der Kontrolle über den Donbass auf Teile der Regionen Saporischschja und Cherson zu verzichten.


FT/jc