Deutsche Redaktion

Friedensplan ohne Kiew „nicht möglich“ – Präsidentenkanzlei kritisiert US-Vorschlag

24.11.2025 10:17
Die polnische Präsidentenkanzlei hat den US-Friedensplan für die Ukraine scharf kritisiert und auf eine zentrale Rolle Kiews in allen Verhandlungen bestanden. „Ohne Kiew kann dieses Abkommen nicht geschlossen werden“, sagte der Chef der Kanzlei des Präsidenten, Zbigniew Bogucki, am Sonntag im Sender Polsat News. Notwendig sei außerdem, „die Meinung derjenigen zu berücksichtigen, die die Ukraine unterstützen“.
Szef Kancelarii Prezydenta Zbigniew Bogucki
Szef Kancelarii Prezydenta Zbigniew BoguckiSTACH ANTKOWIAK/REPORTER

Das Portal Axios hatte am Donnerstag Details eines von den USA und Russland verhandelten Friedensplans veröffentlicht. Demnach solle sich die Ukraine verpflichten, der NATO nicht beizutreten, ihre Armee auf 600.000 Soldaten zu reduzieren und Teile ihres Territoriums an Russland abzugeben.

Regierungschef Donald Tusk kündigte an, beim EU–Afrikanische Union-Gipfel am Montag in Luanda den polnischen Standpunkt zu erläutern. Ob dieser zuvor mit Präsident Karol Nawrocki abgestimmt wurde, blieb unklar. Bogucki sagte dazu: „Mir ist nicht bekannt, dass er konsultiert wurde.“

Als erstes nannte Bogucki Sicherheitsgarantien für die Ukraine und die Region. Russland halte sich erfahrungsgemäß nicht an Abkommen: „Wenn es keine sehr starken Mechanismen gibt, um Russland zu disziplinieren, wird es Abmachungen nicht einhalten.“

Als zweiten Punkt hob Bogucki hervor, dass die Position der ukrainischen Regierung zwingend berücksichtigt werden müsse – ebenso wie die der Verbündeten. „Ohne Kiew kann dieses Abkommen nicht geschlossen werden. Aber auch nicht ohne die USA, die Europäische Union und Polen“, sagte er.

Drittens dürfe Russland als Aggressor „nicht als Sieger aus diesem Konflikt hervorgehen“, betonte der Kanzleichef. Mögliche Szenarien für den weiteren Verlauf des Krieges seien ein endloser Konflikt, ein Sieg einer der Seiten oder – wie derzeit von den USA angestrebt – ein Kompromissfrieden. „Ein Friedensabkommen ist immer ein Kompromiss, ob es uns gefällt oder nicht“, sagte Bogucki.

Am Rande des EU-Afrikanische Union-Gipfels wollen die Staats- und Regierungschefs der EU am Montag über den US-Plan beraten. Tusk erklärte auf X, die Ukraine müsse „die entscheidende Stimme in den Gesprächen“ behalten. Auch Präsident Karol Nawrocki betonte, dass der Krieg durch Russland ausgelöst worden sei und dass jeder Friedensplan „in Kiew akzeptiert werden muss“.


PAP/jc

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