Der Beitrag bezog sich auf die Anordnung des Generalgouverneurs Hans Frank vom 23. November 1939, wonach alle jüdischen Menschen ab zehn Jahren eine weiße Armbinde mit dem Davidstern tragen mussten. Polens Außenminister Radosław Sikorski forderte Yad Vashem am Sonntag auf, klarzustellen, dass die Maßnahme von der deutschen Besatzungsmacht verhängt wurde. Yad Vashem verwies später darauf, dass dies im verlinkten Artikel erläutert werde.
Polin mahnt größere Sorgfalt an
Das Polin-Museum veröffentlichte am Montag eine Stellungnahme unter dem Titel „Über verantwortungsbewusstes Schreiben über die Vergangenheit“. Darin betonte Jakub Woźniak, Beauftragter für Kommunikation und Marketing, die Verantwortung historischer Institutionen für präzise Formulierungen. Der Beitrag sei für Holocaust-Experten vermutlich eindeutig gewesen, das breite Publikum habe jedoch missverständliche Aussagen leicht aus dem Kontext reißen können.
„Kurze Inhalte können sich rasant verbreiten und aus dem Zusammenhang gerissen werden“, hieß es in dem Text. Gerade deshalb müssten Institutionen, die Geschichte vermitteln, besonders sorgfältig formulieren. Woźniak warnte vor gedanklichen Abkürzungen und Auslassungen, die Bedeutung und Sinn verfälschen könnten.
Politische Reaktionen in Polen
Außenminister Sikorski erklärte am Montag, er habe den israelischen Botschafter Jaakow Finkelstein ins Ministerium einbestellt, da der ursprüngliche Beitrag von Yad Vashem nicht korrigiert worden sei. Nach Angaben des Außenministeriums soll das Gespräch am Dienstag stattfinden.
Auch Premierminister Donald Tusk, Vizepremier und Digitalminister Krzysztof Gawkowski sowie Institutionen wie das Institut des Nationalen Gedenkens (IPN) und das Museum Auschwitz-Birkenau äußerten sich zu dem Vorgang.
Yad Vashem: Hinweis auf Besatzung in Materialien vorhanden
Der Leiter von Yad Vashem, Dani Dayan, betonte am Montag auf X, das Institut stelle die historischen Realitäten des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs dar – einschließlich der Länder, die unter deutscher Besatzung, Kontrolle oder Einfluss standen. Polen sei „tatsächlich unter deutscher Besatzung“ gewesen; dies finde „klaren Ausdruck“ in den Materialien von Yad Vashem.
Yad Vashem ist Israels zentrale Einrichtung zum Gedenken an die Opfer der Shoah und zur Dokumentation der Geschichte der jüdischen Bevölkerung während der NS-Vernichtungspolitik.
PAP/jc