Deutsche Redaktion

Polen sichert weiterhin Unterstützung für die Ukraine, fordert aber Aufklärung im Korruptionsfall

28.11.2025 11:09
Die polnische Unterstützung für die Ukraine bleibt unverändert. Das versicherte Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz. Zugleich forderte er die vollständige Aufklärung in den laufenden Antikorruptionsermittlungen.
Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz
Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-KamyszPAP/Jerzy Muszyński

Wie Kosiniak-Kamysz am Freitag betonte, befinde sich die Ukraine in einer äußerst schwierigen Phase – mitten in Friedensverhandlungen und unter dem Eindruck möglicher Korruptionsfälle auf höchster Ebene. „Das ist keine gute Nachricht für Polen und Europa“, erklärte der Minister. Er äußerte die Hoffnung, dass „die seit vier Jahren heroische Verteidigung der Ukraine“ nicht durch solche Affären geschwächt werde. Diese könnten – so warnte er – von „feindlichen Kräften“ zusätzlich instrumentalisiert werden.

Forderung nach Aufklärung 

Der Minister unterstrich, Polen erwarte „klare Erklärungen“ aus Kiew. Die strategische Unterstützung der Ukraine bleibe jedoch bestehen: „Dort verläuft die Grenze unserer Sicherheit.“ Gleichzeitig erinnerte er daran, dass eine EU-Mitgliedschaft nur mit transparenter Antikorruptionspolitik möglich sei. 

Hintergrund: Durchsuchung bei Jermak 

Am Freitag hatten die Antikorruptionsbehörden NABU und SAP das Haus von Jermak durchsucht. Der enge Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj gilt als Schlüsselfigur in den Gesprächen mit den USA über einen möglichen Friedensplan. Jermak erklärte, er kooperiere vollständig mit den Ermittlern. 

Größte Korruptionsaffäre seit Jahren 

Die Durchsuchung ist Teil einer breiten Korruptionsermittlung im ukrainischen Energiesektor. NABU und SAP hatten Anfang November ein System von Schmiergeldzahlungen im Umfeld des staatlichen Atomkraftwerksbetreibers Enerhoatom offengelegt. Bestechungsgelder in Höhe von 10 bis 15 Prozent der Vertragswerte, insgesamt rund 100 Millionen Dollar, sollen über ein „Back Office“ im Zentrum Kiews gewaschen worden sein.

Unter den Verdächtigen ist auch Tymur Minditsch, ein Geschäftsmann und Mitstreiter Selenskyjs, der kurz vor den Durchsuchungen aus der Ukraine geflohen ist.


PAP/jc

Sikorski: Perspektiven für Frieden in der Ukraine „gehen in die richtige Richtung“

26.11.2025 11:02
Polens Außenminister Radosław Sikorski sieht vorsichtige Fortschritte in den Bemühungen um einen möglichen Frieden in der Ukraine. Nach einer Videokonferenz der sogenannten „Koalition der Willigen“ sagte er am Dienstagabend, die Aussichten auf eine Einigung entwickelten sich „in eine bessere Richtung“. Zugleich äußerte er weiterhin erhebliche Zweifel an der Bereitschaft des russischen Präsidenten Wladimir Putin, einem für die Ukraine akzeptablen Abkommen zuzustimmen.

Botschafter Cichocki: Russland strebt „taktische Pause“, keinen Frieden

26.11.2025 11:32
Der ehemalige polnische Botschafter in der Ukraine, Bartosz Cichocki, bezweifelt, dass Russland an einem tatsächlichen Frieden interessiert ist. Moskau wolle „taktisch einen möglichen Waffenstillstand“, strategisch aber die Zerstörung der ukrainischen Staatlichkeit fortsetzen, sagte Cichocki im Gespräch mit dem Portal money.pl. Ziel sei ein politisch kontrolliertes, vom Westen abgekoppeltes Land „wie Belarus oder Georgien“.

Genf ohne Polen

26.11.2025 12:30
Die Abwesenheit Polens am Verhandlungstisch in Genf, wo über die Zukunft der Ukraine beraten wurde, sorgt in Polen für Irritationen. Hauptsächlich außerhalb Regierungskreisen. Experten und Diplomaten sehen dies als eine Niederlage der Regierung an. Polen, trotz intensiver Unterstützung Kiews seit Beginn des Krieges, sei in diesem Gesprächsformat übergangen worden. Mehr dazu in der Presseschau.