Deutsche Redaktion

Berlin: Schwieriger Balanceakt für Tusk

01.12.2025 13:12
Vor den polnisch-deutschen Regierungskonsultationen am Montag hat das „Handelsblatt“ vor einem schwierigen Balanceakt für Polens Ministerpräsidenten Donald Tusk gewarnt. Eine zu große Nähe zu Deutschland ohne greifbare Ergebnisse könne innenpolitisch Angriffe auf Tusk verstärken, schrieb die Zeitung am Wochenende.
Premier Donald Tusk
Premier Donald TuskAndrzej Iwańczuk/East News

Wie das Blatt betonte, würden nicht nur deutsche Beobachter auf den Auftritt der polnischen Delegation achten. Vor allem in Polen werde genau verfolgt, ob das Treffen zu konkreten Fortschritten führe. Regierungskonsultationen dienten zwar der Vertiefung der Beziehungen, garantierten aber keine Verbesserung des bilateralen Verhältnisses.

Nach Einschätzung des „Handelsblatts“ gewinnt eine stabile deutsch-polnische Partnerschaft angesichts einer möglichen Reduzierung der US-Hilfe für die Ukraine weiter an Bedeutung. Polen verfüge über eine der stärksten Armeen Europas und sei NATO-Spitzenreiter bei den Verteidigungsausgaben. Europa und damit auch Deutschland seien auf Polen angewiesen, um sicherheitspolitische Herausforderungen zu bewältigen.

Das Blatt hebt hervor, beide Länder müssten insbesondere in drei Bereichen enger kooperieren: bei der gemeinsamen Erinnerung an die Opfer des Zweiten Weltkriegs und der Sicherheitspolitik, in der Wirtschaft sowie im gesellschaftlichen Austausch. Fortschritte beim Berliner Denkmal für die polnischen Opfer des Nationalsozialismus wären demnach ein wichtiges Signal und eine Unterstützung für Tusk.

Die Zeitung erinnerte zudem an den historischen Brief polnischer Bischöfe an ihre deutschen Amtskollegen vor 60 Jahren, der als Meilenstein der Versöhnung gilt. Spannungen in den aktuellen Beziehungen dürften zentrale gemeinsame Aufgaben nicht überlagern, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der Vorsitzenden der Bischofskonferenzen beider Länder zum Jahrestag des Schreibens.

An den am Montag in Berlin stattfindenden 17. polnisch-deutschen Regierungskonsultationen nehmen Tusk, Bundeskanzler Friedrich Merz sowie mehrere Minister beider Staaten teil. Im Mittelpunkt stehen Themen der Sicherheits- und Verteidigungspolitik sowie Fragen der Erinnerungskultur.


Handelsblatt/PAP/jc

Deutschland will Polen Raubkunst zurückgeben

30.11.2025 18:14
Deutschland will Polen mehrere geraubte Kulturgüter zurückgeben, darunter wertvolle Ordensarchive und eine mittelalterliche Skulptur. Die Übergabe soll am Montag im Rahmen der deutsch-polnischen Regierungskonsultationen in Berlin erfolgen.

Warschau meldet Fortschritte bei Rückgabe geraubter Kunstwerke

01.12.2025 10:09
Kulturministerin Marta Cienkowska sieht im Dialog mit Deutschland über die Rückgabe von geraubten Kunstwerken einen entscheidenden Fortschritt. „Wir haben in diesem Bereich einen Durchbruch. Meiner Meinung nach den wichtigsten seit 1989“, sagte sie der Zeitung „Rzeczpospolita“.

Regierungskonsultationen: „Etwas funktioniert nicht zwischen den Nachbarn“

01.12.2025 11:55
Die „Süddeutsche Zeitung“ und die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ blicken kritisch auf die für Montag geplanten deutsch-polnischen Regierungskonsultationen in Berlin. Die SZ schreibt, „etwas funktioniert nicht zwischen den Nachbarn“. Die FAZ spricht von „Desinteresse und Entmutigung“ auf beiden Seiten.