Das Kunstmuseum in Łódź hat einen Teil der umfangreichen Sammlung und des Archivs des schottischen Kunstvermittlers Richard Demarco übernommen. Drei Lastwagen mit der ersten Lieferung sind in der Stadt eingetroffen. Sie enthielten mehr als 1.300 Kunstwerke sowie 865 Kisten mit Fotografien, Plakaten, Filmen, Katalogen, Korrespondenzen und Notizen des Kurators, teilte das Museum mit. Die bislang in Edinburgh aufbewahrte gesamte Demarco-Sammlung soll künftig vom Kunstmuseum in Łódź betreut werden. Demarco ist mit der Institution seit vielen Jahren eng verbunden.
Bei einer Pressekonferenz im Museum bezeichnete Kultur- und Nationalerbe-Ministerin Marta Cienkowska die Sammlung als „wirklich einzigartig“. Sie enthalte Quellenmaterial, das Forschungen zur polnischen Avantgarde-Kunst und zu ihren Beziehungen zum Westen ermögliche – einer Zeit, in der solche Kontakte politischen und institutionellen Beschränkungen unterlagen. Die Zusammenarbeit mit westlichen Institutionen habe es polnischen Künstlern ermöglicht, unter dem Kommunismus ihre kreative Freiheit zu bewahren, sagte sie.
Zur Sammlung gehören Werke unter anderem von Magdalena Abakanowicz, Tadeusz Kantor, Joseph Beuys, Pat Douthwaite und Daniel Spoerri. Hinzu kommt eine umfangreiche Dokumentation zum Cricot-2-Theater von Kantor, den Demarco mehrfach nach Schottland eingeladen hatte. Zudem umfasst das Archiv zahlreiche Unterlagen zu Demarcos Kontakten mit polnischen Künstlern wie Jerzy Bereś, Edward Krasiński, Józef Robakowski und Zbigniew Warpechowski.
Per Videoübertragung sagte der in diesem Jahr 95 Jahre alt gewordene Demarco, er freue sich sehr, dass ein Teil seiner Sammlung in Łódź eine neue Heimat gefunden habe. „Ich glaube, die Polen sind ein Teil meiner Seele geworden“, sagte Demarco und fügte hinzu, er betrachte sich selbst sowohl als Europäer als auch als Bürger der polnischen Stadt.
Der Direktor des Museums für Kunst in Łódź, Daniel Muzyczuk, bezeichnete Demarco als eine der wichtigsten Persönlichkeiten der europäischen Kunstszene der vergangenen sieben Jahrzehnte. „Er ist nicht nur Kurator und Förderer der Kunst, sondern vor allem ein Brückenbauer zwischen Kulturen, der keine Mühe gescheut hat, Austauschwege zwischen Ost und West sowie zwischen Nord- und Südeuropa zu schaffen“, sagte Muzyczuk über Demarco.
Elf Werke aus der Sammlung Demarcos wurden von Polen mit Mitteln des Kulturministeriums erworben, das auch die Transportkosten übernahm. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit britischen Partnern umgesetzt, darunter Papple Farm, die University of Dundee und die National Galleries Scotland.
Demarco pflegt seit Jahrzehnten enge kulturelle Beziehungen zu Polen. Sie begannen in den 1970er-Jahren mit der Einladung des Theaters Cricot 2 von Tadeusz Kantor zum Edinburgh Festival. Demarco hat Polen rund 50-mal besucht und wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit der Goldenen Gloria-Artis-Medaille für Verdienste um die polnische Kultur sowie mit der Ehrendoktorwürde der Akademie der Bildenden Künste in Wrocław.
PR/ gov/ps