Deutsche Redaktion

"Wall Street Journal": Das polnische MiG-29-Fiasko der NATO

11.03.2022 11:00
Das Weiße Haus habe das Bündnis gespalten und Putin Schwäche signalisiert, indem es Warschau die Bereitstellung von Kampfflugzeugen für die Ukraine verweigert hat, schrieb die amerikanische Tageszeitung Wall Street Journal. 
Pentagon odrzuca propozycje Polski w sprawie MiG-ów
Pentagon odrzuca propozycje Polski w sprawie MiG-ówKonwicki Marcin/Shutterstock

WSJ stellte die Frage, was zwischen der Zustimmung von Anthony Blinken, für die Übergabe von polnischen MiG-29 an die Ukraine und der Ablehnung durch das Pentagon geschah. Es sei schwer, nicht zu dem Schluss zu kommen, schrieb das Blatt, dass das Weiße Haus aus Angst vor einer Provokation Putins, der fordere, dass der Westen die Bewaffnung der Ukraine einstelle, nachgegeben habe. Die NATO-Länder schicken jedoch bereits alle möglichen Waffen in die Ukraine. Deshalb laute die Frage, ob ein polnisches Kampfflugzeug mit einem ukrainischen Piloten irgendwie provokanter sei als eine türkische Drohne oder eine amerikanische Panzerabwehrrakete? Die Entsendung von Flugzeugen sei schließlich nicht dasselbe wie der direkte Abschuss russischer Flugzeuge durch NATO-Piloten, so WSJ.

Putin bezeichne darüber hinaus alles, was über die westliche Nachgiebigkeit und die Kapitulation der Ukraine hinausgehe, als Provokation. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg habe Putin am Dienstag trotzdem gewarnt, dass ein russischer Angriff auf Versorgungslinien im Bündnisgebiet eine kollektive Reaktion auslösen würde. "Wir beseitigen jeden Raum für Fehlkalkulationen und Missverständnisse über unsere Verpflichtung, jeden Zentimeter des NATO-Gebiets zu verteidigen", zitierte die Tageszeitung Stoltenberg.

Polen, das an Russland, Weißrussland und die Ukraine grenzt, hieß es weiter, möchte nicht, dass die Verlegung von Flugzeugen direkt von seinem Staatsgebiet in die Ukraine als einseitige Provokation betrachtet werden könnte. Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki sagte daher am Mittwoch, erinnerte WSJ, dass die Entscheidung "einstimmig und unmissverständlich von allen Mitgliedern des Nordatlantischen Bündnisses getroffen werden muss". Am Mittwoch hatte aber US-Verteidigungsminister Lloyd Austin den MiG-Transfer an die Ukraine formell abgelehnt. Das Versagen von Bidens Verwaltung, Warschau zu unterstützen, sei deshalb ein Versagen der Führungsspitze der Vereinigten Staaten, so das Blatt.

In jedem Krieg bestehe die Gefahr einer Eskalation, und unnötige Provokationen sollten vermieden werden. Wenn man Putin jedoch ein Vetorecht gegen NATO-Aktionen gebe, fährt das Blatt fort, bestehe die Gefahr, dass die Glaubwürdigkeit der Abschreckung geschwächt werde. Während Putins Frustration wachse, bombardiere er Städte und hat am Mittwoch ein Geburtskrankenhaus zerbombt. Die Zahl der Todesopfer steige. Wird er im Zuge der Eskalation chemische Waffen oder taktische Atomwaffen einsetzen, fragte das Blatt? Wird sich die NATO dann weigern zu reagieren, weil sie einen Dritten Weltkrieg befürchte? Der MiG-Fehler könnte Putin glauben lassen, schrieb Wall Street Journal als Fazit, dass seine Drohungen die NATO zum Rückzug bewegen werden.


WSJ/ps