Die Europäische Union wisse, dass der Ausfall des Getreideexports aus der Ukraine eine Bedrohung darstelle. Trotzdem gehe Brüssel dagegen nicht vor. Henryk Kowalczyk appelliere deshalb an die Union, Polen Getreidebehälter und Handhabungsgeräte zur Verfügung zu stellen. In Polen und der Ukraine gebe es nämlich unterschiedliche Spurweiten. Polen seien zwar "Solidaritätskorridore" versprochen worden, aber diesbezüglich passiere nichts. Man müsse anfangen ernst über die diesjährige Ernte zu überlegen. "Dafür haben wir anderthalb Monate Zeit", sagte Minister Kowalczyk.
Die Ankündigung des amerikanischen Präsidenten, Silos für ukrainisches Getreide in Polen zu bauen, sei „politisch und deklarativ“, erklärte der Leiter des Ministeriums für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung. Mitte Juni hat Joe Biden angekündigt, für den Export von ukrainischem Getreide auf dem Landweg nahe den Grenzen der Ukraine und Polens, provisorische Silos zu errichten. Polen warte nach wie vor auf konkrete Lösungen, so der Minister.
Kowalczyk nahm auch Stellung zu Vorwürfen unkontrollierter Einfuhren von ukrainischem Getreide nach Polen, das nicht weiter in andere Länder verschifft werde. Polen sei verpflichtet der Ukraine beim Getreideexport zu helfen. Die wahre Bedrohung sei nämlich eine Hungersnot in Afrika und den arabischen Ländern, die im Herbst eine Welle humanitärer Migration nach Europa auslösen könnte, betonte der Minister.
Vor dem Krieg hatten viele afrikanische Länder ihre Ernährungspolitik auf Lieferungen aus der Ukraine gestützt, die zu den größten Getreide-Exporteuren der Welt gehört. Anfang Juni haben die Vereinten Nationen gewarnt, dass die Zahl der Menschen, die an akutem Hunger leiden, weltweit um 47 Millionen steigen könnte, falls der Krieg in der Ukraine anhalten sollte.
niezalezna.pl/ps