Deutsche Redaktion

EU-Korruptionsskandal. Geldtaschen im Haus der stellvertretenden EP-Präsidentin

12.12.2022 20:00
„Für eine Institution, die sich als Hüterin der Rechtsstaatlichkeit präsentiert und andere gerne kritisiert, ist dies ein schwerer Schlag", schrieb eine belgische Zeitung. 
Eva Kaili
Eva KailiFoto: PAP/EPA/JALAL MORCHIDI

Die belgische Zeitung „De Standaard" hat den Korruptionsskandal und die Verhaftung der stellvertretenden EP-Vorsitzenden Eva Kaili als eine „Schande für diesen Ritter der Moral" bezeichnet, berichtet die Korrespondentin des polnischen Rundfunks, Beata Płomecka.

Die Vorwürfe gegen Kaila beziehen sich auf die Einflussnahme von Katar, dem Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft, sowie auf die Vergabe großer Geldbeträge und teurer Geschenke durch den Golfstaat. „Für eine Institution, die sich als Hüterin der Rechtsstaatlichkeit präsentiert und andere gerne kritisiert, ist dies ein schwerer Schlag", schrieb die Zeitung.

Die Ermittlungen in diesem Fall wurden sechs Monate lang in völliger Diskretion durchgeführt, schrieben Medien. Die Polizei habe Durchsuchungen in 16 Wohnungen und Häusern in Belgien ausgeführt. Bei der Durchsuchung seien rund 600.000 Euro sichergestellt worden, darunter auch Taschen mit Geld in der Wohnung der Vize-Präsidentin des Europäischen Parlaments. Computer und Telefone wurden ebenfalls beschlagnahmt.

Der Leiter der EU-Diplomatie und ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments, Josep Borrell, habe die Vorwürfe gegen die EP-Vizepräsidentin als „ernsthaft" bezeichnet, so Nachrichtenagenturen.

Am Sonntag wurde die stellvertretende EP-Vorsitzende unter dem Vorwurf der Korruption, der Beteiligung an einer kriminellen Gruppe und der Geldwäsche offiziell verhaftet. Sie wurde zur Vernehmung am Freitag in Untersuchungshaft genommen. Außer Kaili sind u.a. ein italienischer Lobbyist und ehemaliger der sozialdemokratischen Fraktion angehörender Abgeordneter, sowie ein Assistent eines belgischen Abgeordneten in Haft.


IAR/ps