Heute wird Finnland offiziell das 31. Mitglied der NATO. Aus diesem Anlass soll heute Nachmittag vor dem Sitz des Nordatlantischen Pakts in Brüssel die finnische Flagge gehisst werden. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte wiederholt betont, wie wichtig der Beitritt sowohl für das Bündnis als auch für Finnland ist. Die NATO gewinnt einen wertvollen Verbündeten an ihrer nordöstlichen Flanke, an der Grenze zu Russland. Finnland wiederum tritt der mächtigsten Verteidigungsorganisation der Welt bei, und das zu einer Zeit, in der sein Nachbar zu einer imperialen Politik zurückkehrt und in unabhängige Länder einmarschiert.
Finnland hatte den Beitritt zum Bündnis gemeinsam mit Schweden formell im Mai letzten Jahres beantragt. Vergangene Woche haben Ungarn und die Türkei den finnischen Antrag als letzte NATO-Staaten ratifiziert. Die Abstimmung über die schwedische Kandidatur ist, wie es offiziell hieß, aus politischen Gründen, auf ein späteres Datum verlegt worden.
"Sehr wichtiger Schritt in die richtige Richtung"
Polen hatte die NATO-Anträge beider Länder als einer der ersten NATO-Staaten ratifiziert. Wie Vize-Außenminister Pawel Jabłoński erklärte, sei der Beitritt Finnlands zum Nordatlantischen Bündnis "ein sehr wichtiger Schritt in die richtige Richtung". Er stärke das Bündnis, da er “eine zusätzliche Unterstützungskraft für die anderen Mitglieder, die Luftwaffe und den Sicherheitsschutz in der Ostsee darstellt".
Russland hat aus seiner Unzufriedenheit mit der NATO-Erweiterung keinen Hehl gemacht. Der Kreml hat vor einer "Verschlechterung der finnisch-russischen Beziehungen" gewarnt und eine Verstärkung der Sicherheit entlang der finnischen Grenze nicht ausgeschlossen.
Stimmungswandel nach russischem Einmarsch
Die Debatte über einen möglichen Beitritt Finnlands zur NATO war seit Jahrzehnten geführt worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Land gezwungen, eine neutrale Haltung gegenüber der Sowjetunion einzunehmen. Helsinki konnte nicht am Marshallplan teilhaben, hatte nur begrenzte außenpolitische Freiheiten und musste relativ gute Beziehungen zu seinem kommunistischen Nachbarn unterhalten.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion näherte sich Finnland der NATO an und unterzeichnete 1994 ein Partnerschaftsabkommen. Die finnische Gesellschaft wollte dem Bündnis jedoch nicht offiziell beitreten - bis Februar letzten Jahres war in allen Umfragen die Mehrheit der Bürger gegen den Beitritt. Nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine hat sich die Stimmung gewandelt - Anfang dieses Jahres haben sich 83 Prozent der Finnen für die Integration ihres Landes in die NATO ausgesprochen.
IAR/adn