Der chinesische Dichter Yang Lian hat gestern im Polnischen Theater in Warschau den Internationalen Zbigniew-Herbert-Literaturpreis 2024 entgegengenommen. "Danke an Herrn Herbert und an alle Freunde, die hier sind. Ich denke, dass dies eine wunderbare Gelegenheit für mich und die gesamte chinesische Poesie ist, sich mit Ihnen zu treffen. Poesie ist der Ort, an dem sich Leben und verschiedene Sprachen begegnen", sagte er.
"Studium des Bösen"
In Reaktion auf den russischen Angriff auf die Ukraine hatte Lian das Gedicht "Studium des Bösen" geschrieben, das er in seiner Muttersprache vortrug. "Weißer Schnee kann auch ein satanischer Mörser sein, der so viele Tode in einem Leben zu Staub zermahlt. So viele Seelen, die in jedem dieser Tode entweichen. Tränen Puschkins. Tränen Zwetajewas."
Yang Lian wurde in der Schweiz geboren, kehrte aber als Kind mit seiner Familie nach China zurück. Er war zunächst Opfer der Chinesischen Kulturrevolution und musste nach der blutigen Niederschlagung der Proteste auf dem Tian’anmen-Platz 1989 im Ausland bleiben. Die Jury des Zbigniew-Herbert-Preises würdigte ihn nun für seine oppositionelle Haltung und seinen ethischen Standpunkt, für den er Druckverbote und Repressalien in Kauf genommen hat. Die Juroren betonten, dass seine Poesie durch kreative Anknüpfungen an die Tradition und den ständigen Dialog mit früherer Dichtung Herberts Verständnis von Kunst nahekommt.
Yang Lian ist vielfach ausgezeichnet worden, zuletzt erhielt er den English PEN Award. Seine Gedichte wurden von Joanna Krenz und Grzegorz Murzewicz ins Polnische übersetzt.
Der Internationale Zbigniew-Herbert-Literaturpreis wird seit 2013 für herausragende Leistungen in der Weltliteratur, vor allem in der Dichtung, verliehen. Zu den bisherigen Preisträgern gehören William Stanley Merwin, Charles Simic, Ryszard Krynicki, Lars Gustafsson, Breyten Breytenbach, Nuala Ni Dhomhnaill, Agi Miszol, Durs Grünbein, Yusef Komunyakaa, Marianna Kijanowska und Tomas Venclova.
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