„Das ist nicht sicher. Kinder stürzen ab, brechen sich Knochen, es kommt zu schweren Verletzungen“, sagte Kinga Szostko von der Stiftung KidsAlert. „Dieser Trend ist völlig außer Kontrolle.“
Ursprung des Trends sei ein Konzert des US-Rappers Kanye West gewesen, bei dem dieser in einer Bühnenszene mithilfe von Seilen symbolisch „in den Himmel“ gehoben wurde. Inzwischen habe sich die Aktion weltweit verbreitet – mit gefährlichen Folgen. Jugendliche würden auf Dächer, Industrieanlagen oder hohe Werbetafeln klettern, um dort spektakuläre Fotos oder Videos zu machen.
„In Russland ist ein Jugendlicher von einem 30 Meter hohen Billboard gefallen und kämpft jetzt ums Überleben. In der Türkei stürzte ein Junge beim Versuch ab, sich wie Jesus an einer Werbetafel aufzuhängen“, berichtete Szostko.
Besonders gefährlich sei, dass Kinder und Jugendliche in sozialen Medien ihre Unfälle teils selbst veröffentlichen – etwa mit zerrissener Kleidung oder gebrochenen Gliedmaßen. „Sie zeigen sich verletzt und feiern das sogar – es ist eine gefährliche Verherrlichung des Schmerzes“, so Szostko.
Die Stiftung hat das Phänomen inzwischen der Polizei gemeldet. Kritisch äußerte sich Szostko auch über TikTok: Die Betreiber sähen in den Videos keinen Verstoß gegen die Regeln. „Sie unternehmen nichts – vermutlich, weil die Reichweiten hoch sind.“
Der Trend sei besonders in Russland und Belarus stark verbreitet, erklärte Szostko. Eine der ersten Videos stamme von einer belarussischen Studentin der Militärakademie in Moskau und habe über 73 Millionen Aufrufe erreicht.
Psychologen sehen neben der körperlichen Gefahr auch ein psychisches Risiko: Die religiöse Symbolik und die Darstellung als „Aufstieg in den Himmel“ könne vor allem bei psychisch belasteten Jugendlichen ein gefährlicher Auslöser sein. „Wir befürchten, dass dies im schlimmsten Fall suizidgefährdete Jugendliche zusätzlich beeinflussen könnte“, warnte Szostko.
PAP/jc