Gazeta Polska Codziennie: Held der Katholiken
“Held der Katholiken”, “PapaRazzi”, “Friedenspapst” - so hätten die Gläubigen Papst Benedikt XVI bezeichnet, der am Samstag, dem 31. Dezember 2022 in das Haus des Herrn zurückgekehrt sei, schreibt die national-konservative Gazeta Polska Codziennie. Ratzinger habe nicht nur das Werk von Johannes Paul II. fortgesetzt, sondern sei auch ein großer Freund Polens gewesen, betont das Blatt. Er habe eine seiner ersten Auslandsreisen nach Polen unternommen und dabei unter anderem das deutsche Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau besucht, wo er eine historische Rede gehalten habe. Wie der Publizist Piotr Lisiewicz erinnert, sei es auch Benedikt XVI gewesen, der am 19. Dezember 2009 das Dekret über das Märtyrertum von Priester Jerzy Popiełuszko erlassen habe. Dies habe die Seligsprechung von Popiełuszko bedeutet und sei ein herber Schlag für die Kommunisten in Polen gewesen, die im Zusammenhang mit der Ermordung des Solidarność-Priesters ein schlechtes Gewissen gehabt hätten. Es habe viele Gründe gegeben, um die Seligsprechung von Popiełuszko um zum Beispiel 50 Jahre zu verzögern, um denjenigen, die mit sich nicht ganz im Reinen gewesen seien, weitere Gewissensbisse zu ersparen. Die Entscheidung von Benedikt XVI sei mutig gewesen und dafür sei ihm Polen heute dankbar. Und Priester Jerzy könne sich bei Benedikt nun schon persönlich bedanken, so Piotr Lisiewicz in der Gazeta Polska Codziennie.
Rzeczpospolita: Ein bescheidener Papst des Umbruchs
Auch Tomasz Krzyżak von der konservativ-liberalen Rzeczpospolita macht darauf aufmerksam, dass die achtjährige Amtszeit von Benedikt XVI zwar kürzer gewesen sei, als seine 10-jähriger Ruhestand, dass sich aber solche Amtszeiten historisch zugleich auch oft durch mutige Entscheidungen ausgezeichnet haben, die die Zukunft determinierten. Die Amtszeit von Johannes XXIII, der knappe fünf Jahre die Kirche anführte, aber dessen Entscheidung über die Organisation des Zweiten Vatikanischen Konzils eine neue Etappe in der Kirche eingeläutet habe, so der Autor, sei nur eines von vielen Beispielen. Joseph Ratzinger, so Krzyżak weiter, sei vielleicht einer der herausragendsten Theologen aller Zeiten gewesen. Zugleich habe er sich durch große Bescheidenheit ausgezeichnet. Er habe seine Schwächen und Fehler offen zugegeben, was einerseits die Abdikation, andererseits aber auch seine Reaktion auf den Bericht der Münchener Diözese über sexuellen Missbrauch in der Kirche zeige. Er habe sich damals nicht hinter seinem Amt versteckt, sondern zugegeben, dass er nicht ausschließe, Fehler begangen zu haben. Und eben beim Kampf gegen den Missbrauch von Minderjährigen habe Benedikt auch die Weichen für den Weg gestellt , dem heute auch Papst Franziskus folge. Er sei es gewesen, der noch als Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre die ersten Richtlinien für die Kirchen in den USA oder Irland vorbereitet habe. Er habe Johannes Paul II auch darauf gedrängt, die Vorschriften in diesem Bereich für die ganze Kirche zu ändern. Auf seinen Antrag hin habe das Dikasterium für die Glaubenslehre das Recht erhalten, Sexualverbrechen zu verurteilen und Verjährungen zu annullieren. Schließlich sei es Benedikt XVI gewesen, der der Welt - schon als Papst - gesagt habe, dass die Kirche ein Problem in diesem Bereich habe. Er habe begonnen, sich mit Betroffenen zu treffen und die Revision des kirchlichen Strafrechts angestoßen, die Papst Franziskus im Mai 2021 verkündet habe. Man könne also ohne Zögern sagen, dass das, was Johannes Paul II im Kampf gegen die Pädophilie gemacht habe und das, was heute Franziskus mache, das Werk des deutschen Papstes sei.
Nach seiner Resignation habe Benedikt XVI dann ein fast asketisches Leben im Kloster geführt und nicht versucht, sich in die Entscheidungen seines Nachfolgers einzumischen, beziehungsweise die Kirche vom Rücksitz aus zu lenken. Auch dies sei ein Beispiel für die Größe eines Menschen, der seine Aufgabe zwar beendet habe, aber stets bereit gewesen sei, Franziskus mit Rat und Hilfe zur Seite zu stehen, so Tomasz Krzyźak in der Rzeczpospolita.
Rzeczpospolita: Euro bis 2030
Die "Rzeczpospolita" appelliert in ihrer Neujahrsausgabe zudem auch traditionell schon um die Einführung des Euro in Polen. Wie Publizist Krzysztof Adam Kowalczyk auf der Titelseite der heutigen Ausgabe betont, sei die Redaktion mit diesem Plädoyer für den Euro lange Zeit vereinsamt gewesen. Es habe die Ansicht dominiert, dass es angesichts möglicher Krisen - nach der globalen Finanzkrise und der europäischen Schuldenkrise - besser sei, die eigene Geldpolitik und einen flexiblen Wechselkurse als Stabilisatoren zu erhalten, die bei der Wiederherstellung des wirtschaftlichen Gleichgewichts helfen können. Die letzten Jahre, so Kowalczyk, hätten jedoch gezeigt, dass ein ungeschickter Einsatz dieser Instrumente, gekoppelt mit einer auf Wahlgeschenke orientierten Steuerpolitik, statt zu helfen, zur Belastung werden könne.
In dieser Situation sei der Glaube zusammengebrochen, dass Polen sich mit dem Zloty besser und schneller entwickeln werde, als mit dem Euro. Fast zwei Drittel der Teilnehmer des ökonomischen Expertenpanels der Rzeczpospolita seien der Ansicht, dass der Beitritt zur Eurozone das Wirtschaftswachstum beschleunigen wird. Fast drei Viertel würden die Meinung vertreten, dass Autonomie in der Geldpolitik und die eigene Währung bei der Stabilisierung der polnischen Wirtschaft eine immer geringere Rolle spielen.
Kroatien sei, wie Kowalczyk erinnert, am 1. Januar 2023 der Eurozone beigetreten. Damit hätten von den 27 EU-Mitgliedsstaaten nun bereits 20 den Euro eingeführt. Von den verbleibenden sieben wolle Bulgarien 2024 zur Gemeinschaftswährung wechseln, Rumänien 2029 und Dänemark, das als einziger der sieben Staaten eine im Traktat verankerte Erlaubnis für den Erhalt der eigenen Währung habe, würde de facto auch den Euro haben, da es einen fast festen Wechselkurs halte und treu die Politik der Europäischen Zentralbank kopiere.
Angesichts der fortschreitenden Erweiterung der Eurozone, so Kowalczyk, seien drei Viertel der befragten Wirtschaftsexperten der Meinung, dass Polens Verbleib außerhalb der Zone für das Land immer ungünstiger werde. Daher sollten wir von den Politikern, die bei den Parlamentswahlen antreten, konkrete Deklarationen in Bezug auf das Datum des polnischen Beitritts erwarten können. Spätestens sollte dies laut den Ökonomen 2030 geschehen. Die Verteidiger des Złoty hätten selbst zu einer Situation geführt, in der die eigene Geldpolitik für die Wirtschaft statt eines Vorteils zu einer Belastung geworden sei, so Krzysztof Adam Kowalczyk in der Rzeczpospolita.
Autor: Adam de Nisau