Anlässlich der Auszeichnung sprach Tokarczuk am Freitagabend in einem voll besetzten Auditorium der Sorbonne über ihr literarisches Schaffen.
„Unser Gehirn funktioniert durch Geschichten. Ohne sie können wir die Welt nicht begreifen“, sagte sie. Die Erzählung sei ein natürlicher Prozess, ähnlich wie Hunger oder Liebe. Ihr kreativer Prozess sei oft intuitiv: „Manchmal spüre ich, dass ein Buch zu Ende ist, auch wenn ich noch weiterschreiben möchte. Doch mein Gefühl sagt mir: Es ist genug.“
Auch die Arbeit von Übersetzern bezeichnete sie als essenziell. „Übersetzer ermöglichen es Menschen weltweit, meine Gedanken zu lesen. Obwohl meine Bücher in ganz unterschiedlichen Kontexten gelesen werden, ähneln sich die Fragen der Leser oft erstaunlich.“
Optimismus für die Zukunft
Tokarczuk äußerte sich auch zur gesellschaftlichen Entwicklung. Während sie in ihrer Nobelpreisrede von 2019 „apokalyptische Stimmungen“ verspürt habe, sehe sie die Zukunft heute optimistischer. „Etwas Altes, Starres stirbt, und etwas Neues entsteht. Natürlich muss darum gekämpft werden, aber es gibt Hoffnung“, sagte sie.
PAP/jc