„Mit Bedauern beobachten wir, dass Russland nicht bereit ist, das Leiden unschuldiger Menschen in der Ukraine zu beenden“, sagte Sikorski. Polen werde die Ukraine weiter politisch, wirtschaftlich und militärisch unterstützen. „Wir lassen unsere Freunde und Verbündeten angesichts der wachsenden Aggression nicht im Stich. Deshalb wollen wir unsere militärische Zusammenarbeit mit der Ukraine vertiefen, auch im Bereich der Rüstungsindustrie“.
Drohnenangriff auf NATO-Basis?
Laut Berichten der Zeitung Die Welt, könnten die russischen Drohnen auf direktem Kurs zu einer NATO-Basis in Rzeszów im Südosten Polens gewesen sein. Diese Basis gilt als wichtiges logistisches Drehkreuz für westliche Militärhilfe an die Ukraine.
Sikorski reagierte zurückhaltend: „Ich weiß, dass es Spekulationen in den Medien gibt. Aber ich bin nicht in der Lage, das zu bestätigen oder zu dementieren.“ Er verwies darauf, dass die Bewertung der Situation Sache von Militärexperten sei.
„Sieben Stunden Luftkampf“
Gleichzeitig hob Sikorski hervor, dass die NATO in der Lage sei, russische Drohnen abzuwehren. Die Vorfälle hätten gezeigt, dass die Allianz handlungsfähig sei. „Die Luftkämpfe dauerten sieben Stunden. Das war kein Zufall“, sagte er.
Er wies Vorwürfe zurück, die Drohnen könnten von der Ukraine gestartet worden sein. „Jeder, der behauptet, es sei eine Provokation durch die Ukraine gewesen, ist entweder der Urheber oder ein bewusster Mitwirkender russischer Propaganda“, sagte der polnische Chefdiplomat. „Wir müssen sehr vorsichtig sein, um keine Desinformation zu verbreiten.“
Nach seinen Worten seien die Fluggeräte sowohl aus der Richtung der Ukraine als auch von Belarus aus in den polnischen Luftraum eingedrungen. Die ukrainische Seite habe Polen über die herannahenden Drohnen informiert. „Die Ukraine ist bereit, weiterhin eng mit uns zusammenzuarbeiten, um unseren gemeinsamen Luftraum zu schützen“, sagte Sikorski.
EU-Beitritt und Druck auf Ungarn
Bei seinem Besuch in Kiew setzte sich der Minister zudem für den EU-Beitritt der Ukraine ein. Er forderte Ungarn auf, sein Veto gegen die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen aufzugeben. „Wir müssen koordinierten Druck auf Budapest ausüben“, sagte Sikorski. Polen warte „mit Ungeduld“ auf die Aufnahme der Ukraine in die EU-Familie, sobald die Kriterien erfüllt seien.
Dank aus Kiew
Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha dankte Polen für die bisherige Unterstützung. „Polen hat uns seit Beginn der Invasion 46 Sicherheitspakete zur Verfügung gestellt“, sagte er. Über das Logistikzentrum in Polen erreiche die Ukraine den größten Teil der westlichen Waffenhilfe. „Radosław, ich danke dir persönlich und dem gesamten polnischen Volk für diese Unterstützung.“
Sybiha betonte, dass die Sicherheit beider Länder untrennbar miteinander verbunden sei. „Russland lehnt Friedensbemühungen ab, sucht die Eskalation und testet unsere Reaktionen“, sagte er mit Blick auf die Drohnenangriffe. „Das ist ein Test unserer Einheit und Stärke – und die Antwort muss stark ausfallen.“
PAP/jc