„Der Traum von Lech Wałęsa, Polen zu einer zweiten Japan zu machen, erfüllt sich langsam“, schreibt die Zeitung. Polen habe sich in den vergangenen Jahrzehnten von einer kommunistischen Planwirtschaft zu einer der stärksten Volkswirtschaften Europas entwickelt. Nach Einschätzung des Blatts wird Polen „bis Ende des Jahres in den elitären Klub der Länder aufsteigen, deren Bruttoinlandsprodukt die Marke von einer Billion US-Dollar überschreitet“.
Besonders deutlich sei der Anstieg des Wohlstands. Die Zeitung berichtet, dass Polen Japan beim Pro-Kopf-Einkommen, gemessen an der Kaufkraft, bereits in diesem Jahr überholen könnte. Das entspräche einer Verdreifachung des Niveaus seit dem Ende des Kalten Krieges. Für 2026 prognostiziert „The Times“, dass Polen auch Israel überholen dürfte und sich in den folgenden Jahren dem Wohlstandsniveau Spaniens und Neuseelands annähere.
Polens Ministerpräsident Donald Tusk kommentierte den Artikel am Sonntag in sozialen Medien: „Dieses Wunder ist die harte Arbeit von Millionen Polinnen und Polen. Schön zu lesen.“
Die Zeitung beleuchtet auch die historische Grundlage dieses Aufstiegs. Als „Wiege des modernen Polens“ bezeichnet „The Times“ die ehemalige Lenin-Werft in Danzig, wo Wałęsa 1980 die Solidarność-Bewegung anführte. Die radikalen wirtschaftlichen Reformen des Ökonomen Leszek Balcerowicz nach 1989 hätten später „das Fundament des polnischen Wachstums gelegt“.
Positiv bewertet die „Times“ auch das polnische Bildungssystem. Polnische Jugendliche überträfen in internationalen Pisa-Studien regelmäßig ihre Altersgenossen aus Deutschland, Schweden und Dänemark. Zudem sei Polen im vergangenen Jahr für viele Auswanderer wieder attraktiver geworden: 25.000 Polen seien aus Großbritannien zurückgekehrt, nur 7.000 hätten das Land in die Gegenrichtung verlassen.
Gleichzeitig warnt die Zeitung vor anhaltenden Risiken. Dazu gehörten ein wachsendes Haushaltsdefizit, ineffiziente Sozialausgaben und eine tiefer werdende gesellschaftliche Ungleichheit. „Auf dem Weg zum vollen Erfolg stehen noch zahlreiche Herausforderungen“, resümiert „The Times“.
The Times/PAP/jc