Außenminister in Brüssel: Wir zahlen für den Krieg in der Ukraine – die USA fast nichts mehr

04.12.2025 07:00

Polens Chefdiplomat zufolge trage Europa derzeit den Hauptteil der finanziellen Last des Krieges in der Ukraine. Die Europäische Union und ihre Verbündeten würden sowohl die laufenden Kosten des ukrainischen Staates als auch seine Verteidigung schultern. Wer zahlt, müsse auch echten Einfluss auf die Entscheidungen im Zusammenhang mit dem Konflikt haben, forderte Sikorski.

Wir, Europa, bezahlen derzeit diesen Krieg. Wir finanzieren sowohl die Funktionsfhigkeit des ukrainischen Staates als auch die Verteidigung der Ukraine. Die Vereinigten Staaten zahlen inzwischen fast nichts mehr, sagte Sikorski.

„Wir, Europa, bezahlen derzeit diesen Krieg. Wir finanzieren sowohl die Funktionsfähigkeit des ukrainischen Staates als auch die Verteidigung der Ukraine. Die Vereinigten Staaten zahlen inzwischen fast nichts mehr“, sagte Sikorski. Foto: PAP/Wiktor Dąbkowski

Polens Außenminister Radosław Sikorski betonte nach dem NATO-Ministertreffen in Brüssel am Mittwoch, das sich im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine die Verteilung der Kosten deutlich verändert habe. „Wir, Europa, bezahlen derzeit diesen Krieg. Wir finanzieren sowohl die Funktionsfähigkeit des ukrainischen Staates als auch die Verteidigung der Ukraine. Die Vereinigten Staaten zahlen inzwischen fast nichts mehr“, sagte Sikorski. Polen trage zudem einen erheblichen Teil der Kosten für das Starlink-Programm und beteilige sich am Mechanismus zum gemeinsamen Waffenkauf für Kiew (PURL).

Rozpoczynamy spotkanie Ministrów Spraw Zagranicznych NATO w Brukseli!

Nic o naszym bezpieczeństwie bez nas. pic.twitter.com/bJPq7dYfIW
— Radosław Sikorski 🇵🇱🇪🇺 (@sikorskiradek) December 3, 2025

Wer finanziert, entscheidet

Sikorski machte klar, dass sich diese neue Aufgabenverteilung auch politisch niederschlagen müsse. Wer zahle, müsse auch Einfluss auf die Entscheidungen haben, fasste der Außenminister nach den Gesprächen mit seinen NATO-Amtskollegen in Brüssel zusammen. Ihm zufolge würde dies Europa bei Verhandlungen über die Zukunft des Konflikts und mögliche Friedensgespräche neu positionieren. Der Minister ging auch auf die generelle Kostenverteilung innerhalb der NATO ein. Wie er die Verbündeten informierte, hätten die europäischen NATO-Staaten ihre Verteidigungsausgaben seit 2017 verdoppelt.

Sikorskis Worte fallen zu einem Zeitpunkt, an dem der europäische Teil der NATO erneut von Russland und den Vereinigten Staaten bei den Verhandlungen über ein Ende des Krieges in der Ukraine marginalisiert wird. Moskau versuche sogar den Eindruck zu erwecken, Europas politische Führung torpediere die Friedensbemühungen der Trump-Regierung.

Der Präsident der Vereinigten Staaten habe seinerseits wiederholt den transaktionalen Charakter des Bündnisses betont und die NATO-Staaten beschuldigt, nicht ausreichend in ihre eigene Sicherheit zu investieren. Seit Beginn der russischen Vollinvasion habe sich diese Lage jedoch verändert: Die europäischen Länder geben inzwischen deutlich mehr für Aufrüstung aus und kaufen Rüstungsgüter auch bei amerikanischen Herstellern.

Diese Entwicklung habe jedoch kaum Einfluss auf die Sichtweise der Behörden in Washington, die den Europäern weiterhin ein echtes Mitspracherecht bei Verhandlungen auf Augenhöhe verweigern.

PAP/dziennik/RMF/ps

Donald Tusk mahnt NATO-Partner: „Das Fundament ist die Solidarität“

29.11.2025 16:30

Ministerpräsident Donald Tusk hat die Mitglieder der NATO zu Geschlossenheit aufgerufen. Das Bündnis dürfe sich nicht von den Eigeninteressen einzelner Staaten leiten lassen. Wie er erinnerte, bleibe die Solidarität das Fundament des Bündnisses.

Tusks Worte fallen in eine Phase intensiver Debatten ber die knftige Strategie der NATO und ber die Rolle der einzelnen Lnder bei der Untersttzung der Sicherheit in Osteuropa.

Ministerpräsident Donald Tusk hat auf X an die Mitglieder der NATO appelliert, die zentrale Grundlage des Bündnisses zu wahren – die Solidarität. Wie er erinnerte, sei die NATO als Schutzschild des Westens vor sowjetischer Aggression gegründet worden. ihr Hauptziel bestehe damit weiterhin darin, Russland abzuschrecken.

„Das Fundament des Bündnisses ist die Solidarität, nicht egoistische Interessen. Ich hoffe, dass sich daran nichts geändert hat“, schrieb der Ministerpräsident. Er unterstrich, dass die Geschlossenheit der Mitgliedstaaten in der aktuellen internationalen Lage entscheidend bleibe.

Tusks Worte fallen in eine Phase intensiver Debatten über die künftige Strategie der NATO und über die Rolle der einzelnen Länder bei der Unterstützung der Sicherheit in Osteuropa. Wie der Ministerpräsident betonte, dürfe die Verantwortung für die gemeinsame Verteidigung nicht Gegenstand einseitiger Entscheidungen oder Versuche sein, eigene Sonderinteressen durchzusetzen.

I wish to remind our allies that NATO was created to defend the West against the Soviet aggression, that is against Russia. And its foundation was solidarity, not egoistic interests. I hope that nothing has changed.
— Donald Tusk (@donaldtusk) November 29, 2025

Ukrainische Delegation trifft Trumps Berater

In den Vereinigten Staaten trifft sich am Samstag eine ukrainische Delegation mit Beratern des US-Präsidenten Donald Trump, um Einzelheiten zu dem von ihm vorangetriebenen Friedensplan für die Ukraine zu besprechen. Das Dokument hatte für Aufsehen gesorgt, da es zunächst ohne Rücksprache mit den europäischen Verbündeten erarbeitet worden war. In den bekannt gewordenen Vorschlägen finden sich unter anderem Pläne für die Stationierung von NATO-Kampfjets in Polen, was Fragen nach der Geschlossenheit des Bündnisses ausgelöst hat.

PR/X/ps