Deutsche Redaktion

Die Danziger Festung Weichselmünde wird renoviert

01.09.2023 14:43
Die Danziger Festung Weichselmünde ist ein einzigartiges Beispiel einer gut erhaltenen Hafenverteidigungsanlage aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Sie war Zeuge vieler wichtiger Ereignisse in der Geschichte Polens und Danzigs. Derzeit wird die Festung Weichselmünde der größten Renovierung und Sanierung seit ihrer Erbauung unterzogen. Die Wiedereröffnung ist für 2024 geplant. Was dort gerade geschieht, hat sich unsere Danziger Korrespondentin Katarzyna Tuszyńska angeschaut.
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  • Die Festung Weichselmünde, das Danziger Seetor wird renoviert
Twierdza Wisłoujście, die Weichselmnde in Danzig
Twierdza Wisłoujście, die Weichselmünde in DanzigFoto: Wikimedia Commons

Ein alter Ofen ist einer der Gegenstände, die während eines Arbeitstreffens von Museumswissenschaftlern in der Festung Weichselmünde bei Danzig gezeigt werden. Die Festung ist zurzeit eine große Baustelle, denn dort wird seit 2021 umfassend renoviert und saniert. Maciej Flis, Leiter der Festung Weichselmünde, präsentiert unter anderem die historische Farbgebung, mit der die Mietshäuser aus dem 17. Jahrhundert bereits wieder hergestellt wurden, die erneuerten Fenster mit ihren kunstvollen Schreinerarbeiten und einen Kranz um den Leuchtturm, der wiederaufgebaut wurde. Auch alte Räume und Ausstattungen der Häuser sind zu sehen. Flis erläutert:

"Es sind die umfassendsten Renovierungsarbeiten in der Geschichte dieser Festung. Ziel ist es nicht nur, einen größeren Raum, der bisher für die Besucher unzugänglich war, zu öffnen, sondern diesen auch in Zukunft für Veranstaltungen nutzen zu können. Wir planen unter anderem historische Rekonstruktionen und verschiedene Ausstellungen. Es soll eine Dauerausstellung über die polnische Militärgeschichte vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart geben."


Maciej Flis bei der Arbeit / fot. Katarzyna Tuszyńska Maciej Flis bei der Arbeit / fot. Katarzyna Tuszyńska

Die Danziger Festung Weichselmünde liegt am Hafenkanal und schützte Danzig vor dem Meer. Bis zum 16. Jahrhundert lag sie direkt an der Ostsee. Durch die Naturgewalten entstand die Halbinsel Westerplatte, die seitdem die Festung vom Meer trennt. Bei einer schweren Sturmflut wurden die Mauern zerstört. Die Festung war nicht nur eine Verteidigungsanlage, sondern diente als Leuchtturm, der den Seeleuten den Weg in den Danziger Hafen wies. Daher der traditionelle Name der Festung: Laterne. Der einzigartige Charakter des über 500 Jahre alten Bauwerks liegt jedoch in der Vielfalt der Architekturstile der vergangenen Jahrhunderte. Die Festung sei nach niederländischen Entwürfen erbaut worden, sagt Leiter Flis: 

"Ein Phänomen der Festung Weichselmünde und der Stadt Danzig selbst in der Neuzeit zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert: Beide waren ein Bindeglied zwischen der polnisch-litauischen Doppelmonarchie und den Anrainerstaaten der Ostsee. Die Festung fungierte in der damaligen Lage wie ein Riegel, der Bedrohungen des Danziger Hafens verhindern sollte. In der Folge dieses Austausches beobachten wir hier viele kulturelle Einflüsse. Hier laufen wir beispielsweise auf Fliesen aus dem schwedischen Olandia, die Wände der Festung sind aus den charakteristischen gelben Ziegeln aus den Niederlanden errichtet worden. Die Ziegel waren als Schiffsballast hierher nach Danzig gebracht worden."

Das alles zusammen sorgt für die Stellung der Festung Weichselmünde als herausragendes Denkmal und Teil des kulturellen Erbes – nicht nur der Stadt Danzig, sondern für die gesamte pommersche Region. Jedes Schiff, das die Danziger Bucht in Richtung Hafen anläuft, passiert nicht nur die Westerplatte, sondern auch die Festung Weichselmünde. Ihr Leiter ist fest davon überzeugt, dass die Besucher nach der Wiedereröffnung begeistert sein werden und sich von der Inneneinrichtung verzaubern lassen. Flis präsentiert einen historischen Kamin:

"Der Kamin, der sich neben uns befindet, stammt aus dem 18. Jahrhundert. Glücklicherweise blieb er bei der Bombardierung Danzigs 1945 unter den massiven Verteidigungsmauern erhalten. Dank dessen können wir ihn heute bewundern. Wir planen, ihn zu restaurieren, um ihn in voller Pracht bewundern zu können – wie er ursprünglich im 18. Jahrhundert aussah."


Die Danziger Festung Weichselmünde wird renoviert / fot. Katarzyna Tuszyńska Die Danziger Festung Weichselmünde wird renoviert / fot. Katarzyna Tuszyńska

Die Kosten für die Sanierung und Renovierung der Festung betragen rund siebeneinhalb Millionen Euro. Allein sechs Millionen Euro steuert die Europäische Union bei. Die restlichen eineinhalb Millionen zahlt die Stadt Gdańsk. Die Festung Weichselmünde ist eine von nur noch drei Anlagen dieser Art, die im Ostseeraum erhalten geblieben sind. Sie gehört heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Nach der geplanten Wiedereröffnung der Festung im Jahr 2024 wird hier nicht nur die Sommersaison Danzigs eingeläutet. Auch zahlreiche Staatsfeiern, wie der Tag der polnischen Nationalflagge werden in der Festung Weichselmünde in Danzig abgehalten.