Deutsche Redaktion

Ein Klassiker der europäischen Kinogeschichte: „Ziemia obiecana“

14.08.2025 09:48
Das narrative Potenzial des Films ist so ausgeprägt, dass er im letzten Jahrhundert seine engste Verbindung nicht mit der Malerei oder dem Drama, sondern mit dem Roman geknüpft hat. Dabei wird nur selten behauptet, der literarische Text sei schlechter als die Verfilmung. Für viele Kritiker gab es in der Kinogeschichte lediglich eine Ausnahme - Andrzej Wajdas „Das gelobte Land“ aus dem Jahr 1975.  
Audio
  • Ein Klassiker der europäischen Kinogeschichte: „Ziemia obiecana“
Ein Fragment aus dem Film Das gelobte Land in der Regie von Andrzej Wajda, 1974.
Ein Fragment aus dem Film „Das gelobte Land“ in der Regie von Andrzej Wajda, 1974. mat.prom.

Zwischen der Entwicklung des Romans und der des Films existieren erstaunliche Parallelen. Beide Künste haben journalistische Wurzeln, das heißt, sie halten Realität fest. Sie erzählen beide lange Geschichten mit einer Fülle von Details, die im Film annähernd verbildlicht werden können. Während der ersten Blütezeit des Kinos in den 1920ern und 1930ern war es für die polnischen Verlage derweil ein ökonomischer Faktor, das Material eines erfolgreichen Prosatextes auch als Film zu verwerten. Manchmal schien es so, als seien neue Romane damals fast nur noch als Vorentwürfe für Filme entstanden (Dołęga-Mostowicz, Sebyła). Trotzdem blieben die literarischen Texte häufig besser als das geschnittene Endergebnis.

Als Władysław Stanisław Reymont an der Wende zum 20. Jahrhundert den großen Roman „Ziemia obiecana“ veröffentlichte, durfte er noch kaum an eine filmische Adaptation seines literarischen Stoffes gedacht haben (die Brüder Lumière haben erst wenige Jahre zuvor ihren Kinematographen vorgestellt). Auch der kommerzielle Film der Zwischenkriegszeit konnte die epische Wucht und zeitliche Spanne des Romans noch nicht reproduzieren. Eine filmische Darstellung der profitgierigen, monströsen, ja apokalyptischen Industriestadt Łódź des ausgehenden 19. Jahrhunderts schien mit den damaligen Mitteln unmöglich.


Roman „Ziemia obiecana“ Roman „Ziemia obiecana“

Interessant wird es, wenn ein 1899 erschienenes Buch erst im Jahr 1975 dem Filmemacher als Stofflieferant dient. Muss der Film sich zwar auf eine kürzere Erzählung als der Roman beschränken, so kann er achtzig Jahre später vielleicht schon visuelle Möglichkeiten haben, die der Roman nicht hatte und damit zu einem besseren Endresultat führen. Fest steht: Der Film „Ziemia obiecana“ von Andrzej Wajda zählt zu den bahnbrechendsten Werken der europäischen Kinogeschichte und wurde u.a. für den Oscar nominiert. Aus Łódź berichtet Wojciech Osiński.

 

 

 

 

 

"Nächte und Tage" - Einblicke in einen der besten epischen Romane der Zwischenkriegszeit

15.01.2020 13:59
Unsere heutige Protagonistin hat den Nobelpreis zwar nie erhalten, ist aber für ihr episches Werk "Noce i dnie" ("Nächte und Tage") gleich vier Mal für die Auszeichnung nominiert worden. Was steckt hinter dem Erfolg des Romans?

Władysław Reymont: "Meine Kindheit war voller Angst"

07.05.2022 10:00
1924 erhielt der Sohn eines Dorforganisten den Literaturnobelpreis für sein großes Nationalepos "Die Bauern". 

Roman "Die Bauern": 100 Jahre Literaturnobelpreis

13.11.2024 10:00
Vor hundert Jahren, am 13. November 1924, erhielt Władysław Reymont den Literaturnobelpreis für seinen Roman Die Bauern. Der mit der Region Łódź (Lodsch) verbundene Schriftsteller wird auch das Jahr 2025 als Namenspatron prägen.