Deutsche Redaktion

Erfolgsfilm „Biała odwaga“ - handwerklich gut, historiographisch zweifelhaft

21.08.2025 08:00
Der inzwischen weltweit verfügbare Film „Biała odwaga“ behandelt ein schwieriges Kapitel der deutsch-polnischen Beziehungsgeschichte. Es geht um eine Gruppe von Goralen, die nachweislich mit den Nazis kollaborierten. „Ein optisch tadelloser Film kann aber immer noch Unwahres verbreiten“, meinen dagegen einige Historiker.
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Der Film Biała odwaga (Weier Mut) von Marcin Koszałka lockte im letzten Jahr Massen in die polnischen Kinos.
Der Film „Biała odwaga“ („Weißer Mut“) von Marcin Koszałka lockte im letzten Jahr Massen in die polnischen Kinos. mat prasowe

Der Film „Biała odwaga“ („Weißer Mut“) von Marcin Koszałka lockte im letzten Jahr Massen in die polnischen Kinos. Mittlerweile ist er auch überall als Miniserie bei den bekanntesten Streaminganbietern verfügbar. Anfang September wird er zudem erstmals in den öffentlich-rechtlichen Medien ausgestrahlt. Es ist lobenswert, dass die Welt viel Wissenswertes über die Tatra und Podhale erfährt: Auf dem Bildschirm erblicken wir atemberaubende polnische Berglandschaften, schneebedeckte Gipfel und unberührte Natur. Der Film ist handwerklich hervorragend umgesetzt, obendrein mit sehr guten Schauspielern. Es stellt sich nur eine Frage: Konnte „Biała odwaga“ den schwierigen historischen Ereignissen gerecht werden?

Als der deutsche Nazi-Verbrecher Hans Frank im besetzten Polen ebenfalls die Region um Zakopane mit Terror überzog, standen zahlreiche Goralen vor der Wahl: Entweder nahmen sie eine Kennkarte an und kamen in den Genuss der vom Besatzer gewährten Privilegien oder bekannten sich weiterhin zum Polentum. Adolf Hitlers Handlanger entwickelten das Konzept des „Goralenvolks“, beanspruchten die (eigentlich westslawischen) Bergbewohner in Südpolen als eine eigenständige germanische Volksgruppe, um sie von der polnischen Bevölkerung zu trennen. Einige Goralen ließen sich in der Tat „eindeutschen“, teilweise aus Angst vor der Besatzungsmacht, teils aus ökonomischen Beweggründen. Die Mehrheit von ihnen hielt jedoch dem polnischen Untergrundstaat die Treue, was in „Biała odwaga“ aber weitgehend außer Acht gelassen werde, so einige Historiker.

Marcin Koszałkas Film schlug folglich hohe Wellen: Bereits vor der Premiere im Frühjahr 2024 protestierten Mitglieder des Podhale-Verbandes und mehrere Publizisten gegen die „Verbreitung von Unwahrheiten“. Viele polnische Goralen reagierten empört und das Institut für Nationales Gedenken (damals noch unter der Leitung des heutigen Staatspräsidenten Karol Nawrocki) kritisierte die endgültige Fassung des Drehbuchs. Ein Film sei zwar „nur ein Film“, könne aber gelegentlich leider von einer ganzen Generation als „historische Wahrheit“ akzeptiert werden, hieß es damals aus dem IPN. Wojciech Osiński berichtet.

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