Deutsche Redaktion

Ein literarisches Mahnmal: „Dziennik pisany nocą“

04.09.2025 10:21
Die Anfänge der polnischen Nachkriegsprosa gehörten nicht den jungen Autoren, sondern lagen in der Zeit des Kriegs und Vorkriegs. Es waren schon entwickelte Traditionen, die fortgeführt wurden, bekannte Schriftsteller, die fortwirkten. Zugleich erreichten die Texte exilierter Autoren die literarische Öffentlichkeit der Volksrepublik. Zu ihnen gehörte der vor 25 Jahren verstorbene Exilautor Gustaw Herling-Grudziński. 
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Gustaw Herling-Grudziński
Gustaw Herling-GrudzińskiPAP/Grzegorz Rogiński

Das im Frühjahr 1945 im völlig zerbombten Warschau vernehmbare Bekenntnis: „Nach den Taten der Nazis und Sowjets sowie dem Leid der polnischen Bevölkerung ist es unmöglich, umfangreichere Prosatexte zu schreiben“ war mehr als nur ein anekdotisches Spiel mit den eigenen Schreibanfängen. Die junge Generation der Nachkriegsautoren war noch nicht so weit. In ihrem Eingeständnis teilte sich die Einsicht mit, dass deren Erlebnisse noch nicht verarbeitet waren. Insbesondere die Erfahrungen in den deutschen sowie russischen Straf- und Arbeitslagern schienen einer erzählerischen Vergegenwärtigung noch nicht zugänglich.

Im Nachkriegspolen knüpften viele Autoren an sozialistische Schreibtraditionen an, die mancherorts bereits vor dem Krieg propagiert wurden. Andere ließen sich erst nach 1945 dazu verführen. Dann gab es Schriftsteller, die aus der Schreibsituation des Exils und der Inneren Emigration hervorgingen. In ihrem Zeichen stehen die ersten Prosaarbeiten, die Anfang der 1950er Jahre erschienen. Zu den bedeutendsten Autoren der polnischen Exilliteratur zählte Gustaw Herling-Grudziński, dessen epochales Werk „Inny świat“ („Welt ohne Erbarmen“) in über 40 Sprachen übersetzt wurde. In eindringlichen Bildern und Episoden erzählt er von dem Schreckensalltag des sowjetischen Lagerlebens, von Willkür und Gewalt, brutaler Folter und Denunziation. Weniger beachtet wurde im Ausland sein „Dziennik pisany nocą“ („Tagebuch bei Nacht geschrieben“), das ebenfalls auf Deutsch erschienen ist. Es ist eine gewaltige Chronik dreier Jahrzehnte, die durch schillernde Intellektualität und geistesgeschichtlichen Bezugsreichtum besticht. Auch die ersten Jahre nach 1989 werden von Herling kritisch beleuchtet. Mehr darüber von Wojciech Osiński.

„Viele Volkswirtschaften können von Polen lernen“

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