Deutsche Redaktion

Ausstellung in Wien: Mariupol/Gdańsk: sister cities, sister stories

11.12.2023 09:38
In der p_art Galerie des Polnischen Instituts Wien wird derzeit eine Ausstellung gezeigt mit dem Titel: Mariupol/Gdańsk: sister cities, sister stories. Im Mittelpunkt steht die Geschichte der Partnerstädte Mariupol und Danzig. Beide gelten dank des Mutes ihrer Verteidiger als Synonym für Freiheit. 
Die Ausstellung zeigt die blhenden und vom Krieg verwsteten Stdte und erzhlt die Geschichten gewhnlicher Menschen.
Die Ausstellung zeigt die blühenden und vom Krieg verwüsteten Städte und erzählt die Geschichten gewöhnlicher Menschen.p_art

Die Ausstellung zeigt die blühenden und vom Krieg verwüsteten Städte und erzählt die Geschichten gewöhnlicher Menschen, deren Leben zerstört wurde und die die innere Stärke gefunden haben, sich zu erheben. Unser Reporter, Anton Marczyński war bei der Eröffnung der Ausstellung in Wien dabei und hat sich mit Monika Szmigiel-Turlej, der Direktorin des Polnischen Instituts in Wien getroffen um über die beiden Partnerstäte zu sprechen.


Anton Marczyński: Anhand der Ausstellung sehen wir, dass Gdańsk und Mariupol miteinander verbunden waren und sind. Die Ausstellung ist beeindruckend, sie beeindruckt mich als Ukrainer. Sie spricht sicherlich auch das polnische Publikum an, aber wie wird sie von Wienern aufgenommen? 

Monika Szmigiel-Turlej: Sie wird sicherlich auf Interesse stoßen. Denn diese Ausstellung ist einzigartig. Als Institut haben wir sowohl im letzten Jahr als auch in diesem Jahr viele Projekte durchgeführt, die mit der Ukraine verbunden sind. Wir haben ukrainische Künstler vorgestellt, sei es in der bildenden Kunst oder in der Musik. Ich denke, das wird die Menschen sicher bewegen. Denn das Besondere an dieser Ausstellung ist, dass die präsentierten Werke der Künstler sich auf aktuelle Ereignisse beziehen und versuchen, eine Antwort auf alles zu finden, was gerade passiert. Das ist sehr schwierig. Einige dieser Werke sind allesamt sehr bewegend.

Sie schildern das Problem. Die Künstler suchen nach Antworten, aber es ist offensichtlich sehr aktuell und sehr schwierig für sie. Denn all das passiert um sie herum. Sie haben keine Zeit zum Nachdenken. Wir haben hier tatsächlich Werke, die nicht im Schatten des Krieges entstanden sind, sondern mitten im Krieg, mitten im Konflikt. Ich glaube also, dass es für die Österreicher sehr bewegend sein wird, denn wie Sie zu Beginn gesagt haben, haben wir hier die Geschichte von Danzig und Mariupol. Die Geschichte wiederholt sich, und das sind sehr universelle Fragen. Der Mensch ist auch auf der Suche nach diesen Antworten. Es passiert ständig etwas Schlimmes in der Welt, und ich hoffe einfach, dass die Österreicher auch einige Antworten darauf finden, wenn sie diese Ausstellung besuchen. 


Monika Szmigiel-Turlej (l) und die Kuratorin der Ausstellung Yana Gryniv Monika Szmigiel-Turlej (l) und die Kuratorin der Ausstellung Yana Gryniv

AM: Die Werke die hier gezeigt werden, wurden während des Krieges geschaffen. Manchmal kann das von Vorteil sein, weil auf diese Art und Weise der Krieg so anschaulich erzählt werden kann. Die Kunst hier geben eine Erfahrung wieder, für die es kaum Worte gibt. Ist es möglich, den Krieg mit Worten zu beschreiben? Wenn im Wirbelwind des Krieges die Worte fehlen, ist es die Kunst, die zur Rettung kommt? 

MST: Das ist das Wunderbare an der Kunst, an der Musik, an der bildenden Kunst, dass die Kunst uns erlaubt, Antworten zu suchen, die schwer in Worte zu fassen sind. Der Mensch steht einer gewissen Dimension der Tragödie hilflos gegenüber. Er ist erschüttert. Er weiß nicht, wie er reagieren soll. Und was in der Kunst so wertvoll ist, ist, dass die Künstler reagieren. Also hier haben wir diese Distanz nicht, und das ist natürlich wertvoll. Aber ich kann mir vorstellen, wie belastend und schwierig es auch für den Künstler sein muss, dass er sofort darauf reagiert. Er gibt sozusagen seinen Emotionen freien Lauf. Aber wir sehen hier Menschen, die durch den Krieg gelähmt sind, durch die Gewalt erstarren, aber gleichzeitig auch fähig sind, sich zu erheben, und ich denke, das gibt uns allen Hoffnung.


Die Aquarellgemälde, Fotografien, Videoarbeiten sowie Collagen mit Darstellungen von Mariupol und Danzig entstanden in einer Zusammenarbeit zwischen ukrainischen und polnischen Künstler:innen. Die Aquarellgemälde, Fotografien, Videoarbeiten sowie Collagen mit Darstellungen von Mariupol und Danzig entstanden in einer Zusammenarbeit zwischen ukrainischen und polnischen Künstler:innen.

AM: Die Ausstellung ist sehr ergreifend. Journalisten haben oft Schwierigkeiten damit, die richtigen Fragen zu stellen - manchmal können unsere Fragen schmerzhaft oder zu intim sein. Diese Ausstellung ist sehr persönlich. Was empfinden Sie, wenn sie diesen Raum hier betreten?  

MST: Es ist in der Tat schwierig, gewissermaßen am Rande zu stehen. Wie soll ich reagieren, wie soll ich mich verhalten? Aber deshalb zeigen wir hier in dieser Ausstellung sehr viele Künstler. Für mich ist es sehr bewegend, was wir hinter diesem Schleier finden.

Wir haben hier eine Nische in der Galerie, in der ein Kindertagebuch hinter dem Vorhang präsentiert wird. Wir betreten eine andere Welt. Er vermittelt uns ein Kind, das Zeuge schrecklicher Ereignisse ist. Er vermittelt uns seine Erfahrungen.  Das ist eine einzigartige, intime und schwierige Situation. Aber ich denke, dass wir durch eine solche Konfrontation dennoch reagieren und diese Antworten klarer formulieren können.


Die Ausstellung ist noch bis zum 24.2.2024 in der p_art Galerie des Polnischen Instituts Wien, Am Gestade 7, 1010 Wien zu sehen.