Deutsche Redaktion

Ein Film über die Nächstenliebe

10.02.2020 11:22
Was ist die Kernbotschaft von "Corpus Christi", der von polnischer Seite im Rennen um den Oscar stand? Muss Staatspräsident Andrzej Duda nach der Bekanntgabe eines weiteren Präsidentschaftskandidaten um seine Wiederwahl bangen? Und wie ernst nehmen die Polen das Risiko eines Polexit? Mehr zu diesen Themen heute in der Presseschau.
Presseschau
PresseschauShutterstock.com

TYGODNIK POWSZECHNY: Ein Film über die Nächstenliebe 

Diesmal ist es den polnischen Filmemachern nicht gelungen: der Film "Corpus Christi" (Boże Ciało) des jungen Regisseurs Jan Komasa hat es zwar auf die Liste der fünf Nominierten für einen Oscar in der Kategorie "Bester internationaler Film" geschafft den Preis letztendlich aber nicht bekommen. Wie dem auch sei, allein mit der Nominierung hätten die polnischen Künstler einen großen internationalen Durchbruch geschafft, urteilt die polnische Presse. „Corpus Christi" erzählt die Geschichte des 20-jährigen Daniel, der sich nach dem Verlassen einer Erziehungsanstalt in einer kleinen südpolnischen Ortschaft als Priester ausgibt.

Der Schauspieler Bartosz Bielenia, der in "Corpus Christi" die Hauptrolle spielt, ist einer von zehn jungen vielversprechenden europäischen Schauspielern, die zum Shooting Star des Jahres 2020 ernannt wurden. Im Gespräch mit der Wochenzeitschrift Tygodnik Powszechny erzählt der Hauptdarsteller Bielenia von den Dreharbeiten zu „Corpus Christi". Gemeinsam mit dem Regisseur, hätten sie mehrere Erziehungsanstalten besucht. Sie hätten dabei vor allem mit den Pädagogen gesprochen, sie nach den Jugendlichen gefragt: wer seien sie, wie seien sie in der Anstalt gelandet, wie ihr Alltag aussehen würde. Er habe versucht sich vorzustellen, was wäre, wenn er eines Tages in eine Erziehungsanstalt gehen müsste, sagt Bielenia. Es gab sogar die Idee, ihn für ein paar Tage in eine Anstalt zu schmuggeln, damit er das dortige Leben aus unmittelbarer Nähe kennenlernen könnte.

Er sei nicht der Ansicht, dass es eine typisch polnische Geschichte sei, dass es ein Film sei, der die polnische Geistigkeit porträtiere, sagt der Schauspieler weiter. Eine Zeit lang habe er diese Meinung zwar geteilt. Nun sei er aber zu dem Schluss gekommen, dass sich die Geschichte an einem beliebigen Ort hätte abspielen können. Beim Filmen hätten sie sich vor allem auf den Menschen und deren Gesichtern konzentriert. Außerdem, was bedeute schon der Begriff „polnische Geistigkeit”. Geht es nach Bielenia, sei „Corpus Christi” ein Film über die Liebe. Eine Geschichte darüber, dass man den anderen Menschen nicht sofort bewerten, sondern zuerst kennenlernen sollte, so der junge Schauspieler Bartosz Bielenia in Tygodnik Powszechny.  

Der Spielfilm kämpfte um den renommiertesten Filmpreis der Welt gegen Produktionen wie "Pain and Glory" des spanischen Regisseurs Pedro Almodovar und die südkoreanische schwarze Komödie "Parasite", die letztendlich den Preis gewonnen hat.

 

SUPER EXPRESS: Neuer Kandidat

Es gebe einen neuen Kandidaten im Präsidentschaftswahlkampf, berichtet die Tageszeitung Super Express. Es sei ein Vertrauter von Pater Tadeusz Rydzyk, stellt das Blatt fest. Mirosław Piotrowski sei mit der Hochschule sowie mit den katholischen Medien des Redemptoristen aus dem nordpolnischen Toruń verbunden. Piotrowski ist Historiker, der ehemalige Europaabgeordnete habe vor zwei Jahren eine konservative Bewegung ins Leben gerufen, ihre Mitglieder sollten sich an der letzten Europawahl beteiligen, was letztendlich nicht gelungen sei. Der Wissenschaftler, privat Vater von vier Kindern, gebe aber den politischen Kampf nicht auf. Er wolle bei der anstehenden Wahl konservative und christliche Milieus repräsentieren. Auf die Frage, ob er im Wahlkampf auf die Unterstützung von Pater Rydzyk werde zählen können antwortete er mysteriös, er hoffe nur, dass diejenigen, die seit 20 Jahren zu seinen Freunden zählen, weiterhin seine Freunde bleiben würden.

Vor zwei Jahren habe sich Pater Tadeusz Rydzyk sehr warm über den von politischen Ambitionen angetriebenen Historiker ausgesprochen. Wie jeder Bürger habe auch Professor Piotrowski das Recht darauf, sich für das Allgemeinwohl einzusetzen. Er kenne seine Familie und wisse, dass es eine katholische sei, seine Eltern seien anständige Menschen, eine seiner Schwestern sei Karmeliterin, eine andere sei Ursulinenschwester. Er wünsche ihm alles Gute für die Zukunft, sagte damals Rydzyk.

Der Start des Konservativen Piotrowski sei keine gute Nachricht für den von der Regierungspartei unterstützen Amtsinhaber Andrzej Duda. Ob der neue Konkurrent eine reale Gefahr für den amtierenden Präsidenten darstellen werde, sei zur Zeit aber noch schwer vorherzusehen, so Super Express.

 

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Polexit unwahrscheinlich

Die meisten Polen glauben nicht, dass es zu einem Polexit kommen könnte. Das geht aus einer Meinungsumfrage hervor, die vom Meinungsforschungsinstitut Estymator durchgeführt wurde. Man habe die Polen gefragt, wie wahrscheinlich ihrer Ansicht nach ein Austritt Polens aus der Europäischen Union in den kommenden Monaten wäre. 80 Prozent der Befragten hätten ein solches Szenario als unwahrscheinlich eingestuft. Entgegengesetzter Meinung seien 16 Prozent gewesen, lesen wir in der Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna.

Die Befragten hätten zugleich die Außenpolitik der polnischen Regierung sowie die Aktivität des polnischen Präsidenten auf der Internationalen Arena bewertet. Eindeutig positiv bezeichneten fast 22 Prozent und relativ gut weitere 30 Prozent der befragten Polen die aktuelle Außenpolitik. Andere Meinung vertraten ca. 41 Prozent der Befragten, so Dziennik/Gazeta Prawna.

 

Jakub Kukla