Deutsche Redaktion

Polens politische Zukunft

10.07.2020 12:23
In einem Gespräch mit der nationalkonservativen Wochenzeitschrift Do Rzeczy stellt der Politologe, Professor Antoni Dudek ein Szenario für die kommenden Monate nach der Präsidentschaftswahl vor. Und Łukasz Warzecha fragt sich, welches Symbol künftig wohl für die diesjährige Wahlkampagne stehen wird.
Kartuzy, 06.07.2020. Wybory prezydenckie 2020 - II tura. Plakaty wyborcze.
Kartuzy, 06.07.2020. Wybory prezydenckie 2020 - II tura. Plakaty wyborcze.PAP/Adam Warżawa

DO RZECZY: Polens politische Zukunft

In einem Gespräch mit der nationalkonservativen Wochenzeitschrift Do Rzeczy stellt der Politologe, Professor Antoni Dudek ein Szenario für die kommenden Monate nach der Präsidentschaftswahl vor. Die Chancen beider Kandidaten seien sehr ausgeglichen. Sollte der oppositionelle Politiker Rafał Trzaskowski den Kampf für sich entscheiden würde sein Erfolg die wohl stürmischste Kohabitation in der neuen polnischen Geschichte nach sich ziehen. Weder Politiker der Regierungspartei, noch Trzaskowskis Kollegen von der oppositionellen Bürgerplattform, so Dudek, würden ihm Glauben schenken, wenn er behaupte, dass die nationale Versöhnung sein Ziel sei. Im Wahlkampf behaupte er zwar, dass er bereit wäre, mit einer Regierung der Partei Recht und Gerechtigkeit zu kooperieren. Doch zweifelsohne wäre sein Ziel, das politische Chaos zu vergrößern und die Regierenden damit zu vorgezogenen Wahlen zu zwingen.

Aber auch eine knapp verlorene Präsidentschaftswahl, lesen wir weiter, wäre für Trzaskowski ein Erfolg. Seine Rolle in der Partei würde dadurch in Zukunft viel größer sein und bald könnte er die eigentliche Führung in der Partei übernehmen. In den darauffolgenden drei Jahren hätte er genug Zeit, um die oppositionelle Gruppierung auf die künftigen Parlamentswahlen vorzubereiten, sagt der Politologe.

Nach Ansicht von Antoni Dudek würde aber auch die Wiederwahl von Andrzej Duda der regierenden Partei keine ruhige und stabile Zeit garantieren. Er halte den Präsidenten für einen doch sehr anspruchsvollen Politiker. Es könnte daher sein, dass Duda in der zweiten Amtszeit seine Unabhängigkeit werde stärker unterstreichen wollen, so der Politologe Professor Antoni Dudek in der Wochenzeitung Do Rzeczy.

 

RZECZPOSPOLITA: Bislang unentschieden

Keiner könne sich jetzt schon als Gewinner der Wahl fühlen, schreibt in ihrem Kommentar für die konservative Tageszeitung Rzeczpospolita die Publizistin Zuzanna Dabrowska. Einer letzten Umfrage, die vor der Stichwahl am Sonntag durchgeführt  wurde, sei zu entnehmen, dass die Chancen der Kandidaten sehr ausgeglichen seien. Zwar habe Oppositionspolitiker Trzaskowski ein minimal besseres Ergebnis erreicht, als Amtsinhaber Duda, aber der Unterschied sei winzig und habe rein symbolischen Charakter.

Geht es nach dem Chef des Meinungsforschungsinstituts Ibris, Marcin Duma, zeige die Studie, dass es eigentlich bis zur letzten offiziell gezählten Stimme keine Sicherheit geben werde, wer die Wahl letztendlich gewonnen habe. Über den Sieg würden vielleicht 200 – 400 Tausend Stimmen entscheiden. Viele Experten gehen von einer hohen Wahlbeteiligung aus und die Zahl der unentschlossenen Wähler bleibe immer noch beträchtlich: bislang wüssten noch 10 Prozent der Wähler nicht, welchem der beiden Kandidaten sie ihre Stimme geben würden, lesen wir in Rzeczpospolita.

 

SUPER EXPRESS: Hypnose? Illusion?

In der Tageszeitung Super Express überlegt Publizist Łukasz Warzecha, welches Symbol in Zukunft für die diesjährige Präsidentschaftswahl stehen werde. Es gebe doch viele politische Ereignisse, an die ganz besondere, rührende Gesten erinnern. In Bezug auf die aktuelle Wahl werde es aber keine erhabenen Symbole geben, meint der Publizist. Geht es nach Warzecha, werde man vor allem die sogenannten Debatten in Erinnerung behalten. Beide Konkurrenten seien vor Kameras konkurrierender Fernsehsender aufgetreten. Allein, neben einem leeren Rednerpult stehend, das für den zweiten Kandidaten vorgesehen gewesen sei.

Leider hätten Befürworter beider Kandidaten die ohnehin schon peinliche Situation noch weiter ad absurdum geführt. Gleich nach dem Ende der, nennen wir es, Debatten, habe man den absoluten Sieg des jeweiligen Kandidaten angekündigt, obwohl er bei dem Fernsehauftritt eigentlich nur mit einem leeren Stuhl habe gewinnen können.

Es wäre an der Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, wie es dazu kommen konnte, dass man einen Fernsehauftritt gegen einen leeren Stuhl als großen Erfolg eines Politikers darstellt. Massenhypnose? Illusion? Oder doch Dummheit? Unsere eigene Dummheit, schreibt Łukasz Warzecha in Super Express.

Autor: Jakub Kukla