Deutsche Redaktion

Opposition will Image wechseln

27.07.2020 12:03
Eine neue Bürgerinitiative soll der Opposition helfen. Öffnen oder nicht öffnen - Bildungsministerium wartet mit Entscheidung. Der berühmte polnische Basssänger Bernard Ładysz wurde 98 Jahre alt.
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RZECZPOSPOLITA: Neues Schild hilft wenig

Nach dem letzten Parteitreffen kündigte der Chef der oppositionellen Partei Bürgerplattform (PO), Borys Budka, an, dass die Gruppierung nach der Sommerpause einige neue Programmpunkte vorstellen werde. Man ziehe auch die Änderung des Parteinamens in Betracht, erinnert die Tageszeitung Rzeczpospolita. Es sei ein Versuch, die 10 Millionen Wähler, die ihre Stimme für den oppositionellen Kandidaten Rafał Trzaskowski bei der Präsidentschaftswahl abgegeben haben, an die Partei zu binden. Aus diesem Grund habe Trzaskowski angekündigt, er wolle eine bürgerliche Initiative auf die Beine stellen. Aus dem gleichen Grund plane die Partei eben auch einen Neustart.

Anführer der Bürgerinitiative wäre Warschaus Oberbürgermeister und Präsidentschaftskandidat der oppositionellen PO. Parallel dazu sollte sich die Partei selbst unter dem Vorsitz von Borys Budka schnell modernisieren, damit sie auch für neue Wähler, unter anderem aus den östlichen Teilen des Landes attraktiv wäre. Einer Meinungsumfrage zufolge, die vom Meinungsforschungsinstitut SW Research im Auftrag von Rzeczpospolita durchgeführt wurde, gehe hervor, dass der Schildwechsel der Partei gar nicht helfen würde. Lediglich 20 Prozent der Befragten gingen davon aus, dass ein neuer Name neue Wählerschaft anlocken würde. Entgegengesetzter Meinung seien 26 Prozent der Befragten. Fast 40 Prozent würden die Ansicht vertreten, dass ein neuer Name keinen Sinn hätte, so Rzeczpospolita.

 

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Schule nach der Pandemie

Das Bildungsministerium hat entschieden, dass nach den Sommerferien die Schüler in die Schulbänke zurückkehren werden. Die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna fragt den Bildungsexperten Maciej Jakubowski was er von dieser Entscheidung hält. Er sei kein Wahrsager, er wisse nicht, ob die Pandemie weiterhin vorhanden sein werde, oder nicht. Er würde sich jedoch viel mehr darauf konzentrieren, wie man den Online-Unterricht verbessern könnte, damit man ihn eventuell nach der Sommerpause wirksam einsetzen könne. Man müsste einerseits die technischen Probleme lösen, zugleich sollte man aber die  Methodik und die Lehrgrundlage durchdenken. Er sei verblüfft, wenn er Stimmen höre, die besagen, dass sich das System bewährt habe, und man keine Veränderungen einführen müsse. Das Schulprogramm sei zu umfangreich, um es in der Online-Variante gründlich durchzugehen. Wer behaupte, er habe das gemeistert, der tue nur so, als ob, meint der Experte.

Geht es nach Jakubowski hätten die Schüler in den vergangenen Monaten einfach die Hausaufgaben bewältigt. Dies bedeute aber noch lange nicht, dass sie irgendwas gelernt hätten. Keiner prüfe es, sogar die Lehrer würden es nicht tun. Sie würden den Schülern so viele Hausaufgaben anordnen, dass sie später selbst nicht im Stande seien, es zu korrigieren, geschweige denn zu kontrollieren, ob die Schüler den neuen Stoff verstanden und sich angeeignet hätten.

Der Online-Unterricht sei ein verzweifelter Versuch gewesen, das Schulsystem in Zeiten der Pandemie vor einem Kollaps zu retten. Man könne nicht eindeutig feststellen, dass alle es richtig oder falsch gemacht hätten. Viele Lehrer seien auf sich selbst gestellt gewesen. Manchen Direktoren sei es einfach nicht gelungen, ihre Schule auf den Online-Modus umzustellen. Der Bildungsminister sei zwar zufrieden mit dem Ergebnis. Doch die Wahrheit sehe nicht so rosig aus, meint der Experte abschließend. Es gäbe viele Schüler, die aus dem System einfach verschwunden seien. Auch wenn sie eingeloggt gewesen waren, wisse im Grunde keiner ob und wie intensiv sie sich in den Online-Unterricht engagiert hätten, sagt Maciej Jakubowski im Blatt  Dziennik/Gazeta Prawna.

 

RZECZPOSPOLITA: Bernard Ładysz ist tot

Einen Tag nach seinem 98. Geburtstag ist der berühmte polnische Basssänger Bernard Ładysz gestorben. Einen Nachruf bringen heue alle wichtigen polnischen Tageszeitungen. Im Blatt Rzeczpospolita erinnert sich der Publizist Jacek Marczyński an ein Interview mit dem Sänger: er sei Jahrgang 1922, der schlimmste, den es wohl geben könne, sagte Ładysz damals. Fast alles, was dieser Jahrgang im Leben begonnen habe, wurde brutal unterbrochen.

Tatsache ist das die Politik im Leben des späteren Sängers eine wichtige Rolle gespielt habe. Er sei 17 als der Krieg ausgebrochen war. Der im polnischen Vilnius geborene Bernard kämpfte als Partisane in der Heimatarmee. Nachdem er in die sowjetische Gefangenschaft geraten war, wurde er in den Osten deportiert. Nach dem Krieg debütierte er in der Warschauer Oper. Kurz danach sei die Einladung nach La Scala gekommen. Er sollte auch eine Tournee in der Bunderepublik haben. Beides kam nicht zu Stande. Nach Jahren habe er zugegeben, dass er in Deutschland nicht verdienen wollte. In Italien wiederum wollte er die Pflichtgebühr für Gewerkschaften nicht zahlen. Und so, trotz gemeinsamer Aufnahmen mit Maris Callas, habe e vor allem für das Warschauer Publikum gesungen.

In einem Interview vor Jahren sagte Ładysz, er haben keinen Manager gehabt, der seine Karriere steuern könnte. Er bereue aber gar nichts. Vielleicht nur die jungen Jahre, lesen wir in Rzeczpospolita.

 

Jakub Kukla