Deutsche Redaktion

Zweifelhafte Repolonisierung der Medien

28.07.2020 12:22
In der Presse: Wahrheit und Lüge über den Medienmarkt in Polen und Proteste nach dem Tod von George Floyd sind auch für Polen wichtig.
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DGP: Zweifelhafte Repolonisierung der Medien

In ihrer Dienstagsausgabe befasst sich die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna mit der schon oftmals vom Regierungslager angekündigten "Repolonisierung" der Medienlandschaft in Polen. Viele PiS-Politiker wiederholen wie eine Mantra, dass sich die Deutschen oder Franzosen nicht von ausländischem Kapital auf ihrem Medienmarkt dominieren lassen. Das sei zwar wahr, aber die gleichen Abgeordneten sollen lügen, wenn sie behaupten, dass polnische Medien vom Ausland aus kontrolliert werden. Es soll nämlich nur wenige Wirtschaftszweige geben, dessen Kapital so überwiegend in polnischen Händen sei, wie der Medienmarkt. Aus diesem Grund, hätten die Machthaber auf dem Medienmarkt nichts zu repolonisieren. Vor allem aber, argumentiert das Blatt, sei das Vorhaben der Regierungspartei nicht ernst zu nehmen, weil es in der Politik nur darum ginge, den Hasen zu jagen und ihn nicht zu fangen.

Vor allem auf dem Fernsehmarkt, sei polnisches Kapital in der Überzahl. Vom polnischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, bis hin zu regionalen Programmen und thematischen Kanälen. Die größten Privatsender seien ebenfalls aus Polen. Anders sehe es derzeit nur mit der größten Konkurrenz für das Staatsfernsehen TVP aus. Der private Fernsehkanal TVN sei in amerikanischen Händen, und jeder wisse genau, so das Blatt, dass sich die Machthaber zwar über TVN beschweren können, aber von einer Repolonisierung amerikanischer Medien könne keine Rede sein. US-Diplomaten hätten Polen nämlich schon viel zu oft gezeigt, dass es sich für Polen nicht lohne, gegen das Business der Vereinigten Staaten im eigenen Land vorzugehen.


Rzeczpospolita: Europa muss wählen

Die Rzeczpospolita schreibt am Dienstag, dass die Welt vor einem wahrhaft epochalem Wendepunkt stehe. Nach fast 50 Jahren immer engerer Zusammenarbeit ständen die USA und China am Scheideweg. Ein Bild dieses Konflikts sei vorerst die Evakuierung des Konsulats in Houston durch die Chinesen und die Evakuierung des Konsulats in Chengdu durch die Amerikaner. Die Ambitionen von Donald Trump und Xi Jinping, überzeugt Jędrzej Bielecki in der Tageszeitung, seien offensichtlich unvereinbar. Der erste möchte in die Zeit zurückkehren, als Amerika nach dem Zusammenbruch der UdSSR das einzige Imperium der Welt war. Der zweite beabsichtige, die internationale Arena in zwei Einflussbereiche aufzuteilen. Experten in Washington schließen mittlerweile nicht mehr aus, dass der Kollisionskurs zwischen den beiden Ländern diesen Herbst sogar zu einer bewaffneten Konfrontation führen könnte. Ein Anzeichen dafür sei auch die Skepsis auf den Finanzmärkten und der Zusammenbruch des Dollars.

Die Globalisierung werde nun eine völlig andere Form annehmen. Amerika werde seine Handelsbeziehungen und wissenschaftliche Zusammenarbeit zu China trennen. In dieser neuen Regelung, so das Blatt, müssen Polen und Europa wählen, auf welcher Seite sie stehen. Es sei nicht mehr möglich mit Zweideutigkeiten zu spielen - ein NATO-Mitglied im Namen der Verteidigung "westlicher Werte", der Demokratie und der Menschenrechte zu sein und gleichzeitig die chinesische Diktatur in der Hoffnung auf lukrative Verträge zu umwerben. Diese Ära, überzeugt Bielecki, neige sich unvermeidlichen dem Ende zu.

DoRzeczy: Polnische Liga gegen Diffamierung über Proteste in USA

Das Nachrichtenportal der Wochenzeitung DoRzeczy indes, schreibt über eine Analyse der Polnischen Liga gegen Diffamierung (RDI) zu den Protesten in den USA nach dem Tod von George Floyd. Wie der Bericht einleitend feststelle, sei die Stabilität der USA von zentraler Bedeutung für die polnische nationale Sicherheit, daher sei es notwendig, die Situation in den Vereinigten Staaten zu überwachen. Laut RDI fehle in polnischen Medien "eine grundlegende Analyse des Floyd-Falls". Der Bericht der nichtstaatlichen Organisation beschreibt daher die Umstände und den Verlauf nachfolgender Unruhen, wo Demonstranten Privateigentum zerstört, Geschäfte ausgeraubt und Denkmäler niedergerissen haben.

Der Bericht befasse sich auch eingehend mit der Antifa-Bewegung. Die linke, marxistische revolutionäre Bewegung, versuche jetzt, die soziale Ordnung Amerikas zu stürzen, die kulturellen Grundlagen, das Erbe und die Geschichte der Vereinigten Staaten zu untergraben, meint das Dokument. In dieser Hinsicht befinden sich Polen und die Vereinigten Staaten in einer ähnlichen Situation, heißt es in der Analyse. Was Polen vor dreißig Jahren offensichtlich und unbestreitbar erschien - wie die Errungenschaften der polnischen Zivilisation, die würdige Haltung und der Widerstand während des Zweiten Weltkriegs, sowie das polnische historische Erbe im Osten - diese Werte sollen jetzt in Frage gestellt oder sogar geleugnet werden. Ähnlich wie in den USA.

Der Bericht stelle zu dem fest, dass Aufnahmen der Unruhen in den USA auch auf Polen negativen Einfluss nehmen, was von Gegnern des Bündnisses mit den USA ausgenutzt werde. Die Polnische Liga gegen Diffamierung überzeuge als Schlussfolgerung in ihrer Analyse, dass nur eine sachliche Beschreibung der jüngsten Ausschreitungen in den USA, Polen helfen könne, die Vereinigten Staaten realistisch zu sehen. Das polnisch-amerikanische Bündnis müsse vor allem auf realem Wissen über den Partner beruhen, und nicht auf Ideen über ihn.

 

Piotr Siemiński