Deutsche Redaktion

Kleine Kinder auf Probe

12.01.2021 12:21
Für die jüngsten Schüler (Klassen I-III) heißt es nächste Woche zurück in die Schulen. Was sagen die Praktiker zu dem Plan? Verwandelt sich der Frust in der Tourismusbranche bald in eine offene Rebellion? Und: Wird Joe Biden Nord Stream 2 stoppen? Mehr dazu in der Presseschau. 
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Zdjęcie ilustracyjneShutterstock.com / Monkey Business Images

Gazeta Wyborcza: Kleine Kinder auf Probe

Die Regierung hat entschieden die so genannte nationale Quarantäne und die mit ihr verbundenen Einschränkungen um weitere zwei Wochen zu verlängern. Einzige Ausnahme: Für die jüngsten Schüler (Klassen I-III) heißt es zurück in die Schulen. Dies, so Gesundheitsminister Adam Niedzielski, sei der “schüchternste Schritt”, den man in dieser Situation machen könne. Im Vorfeld des Schulstarts sollen diese Woche alle betroffenen Lehrer auf das Virus hin getestet werden. Vorgezogene Impfungen für die Lehrkräfte sind jedoch nicht vorgesehen.

Was sagen die Praktiker dazu, fragt in ihrem Aufmacher die linksliberale Gazeta Wyborcza. “Es ist gut, dass die Kinder in die Schulen zurückkehren, aber schlecht, dass die Lehrer ungeimpft in die Schulen gehen”, zitiert das Blatt den Bürodirektor des Polnischen Verbands der Schuldirektoren Marek Pleśniar. “Besonders, da sich Lehrer schon beim ersten Kontakt mit dem Schüler anstecken können”. Wie Iga Kaźmierczak von der Stiftung “Raum für Bildung” erinnert, habe die Regierung Impfungen für Lehrer erst ab Ende März angekündigt. “Etwas spät. Aber wir sehen, dass die Regierung Entscheidungen erst in letzter Minute trifft. Würde sie strategisch denken, hätte sie an schnellere Impfungen und zyklische Tests gedacht.” Derzeit, erinnert das Blatt, seien nur einmalige Tests vor Schulbeginn vorgesehen. Zyklische Tests würden, laut dem Berater des Premierministers in Sachen Covid-19 Prof. Robert Flisiak, durch falsche positive und negative Ergebnisse nur Chaos stiften und die Transmission in Schulen nicht bedeutend senken. Ex-Bildungsministerin Krystyna Szumilas von der Bürgerkoalition nannte die Test-Aktion, deren Kosten das Blatt auf über 20 Millionen Złoty schätzt, indes Propaganda, so Gazeta Wyborcza. 

Rzeczpospolita: Góralen wollen verdienen

In der Touristik-Branche rührt sich immer größerer Widerstand gegen die geplante Verlängerung der Einschränkungen, berichtet in ihrem heutigen Aufmacher die konservative Rzeczpospolita. Immer mehr Unternehmen, lesen wir, würden sich der Aktion “Góralen-Veto” anschließen, Klagen gegen die Regierung vorbereiten und ankündigen, ihren Betrieb nach dem 17. Januar, unabhängig von den festgelegten Sicherheitsmaßnahmen, wieder aufzunehmen. Die landesweite Initiative #OtwieraMy (#WirÖffnen), der sich unter anderem Pistenbetreiber, Restaurants und Hotels anschließen, gewinne zunehmend an Fahrt. “Wir haben 100 Prozent Umsatzverlust, wir verdienen nicht, die Geschäfte sind geschlossen”, sagt im Interview mit Rzeczpopospolita Konrad Pękacki, Eigentümer einer Geschäftskette und Vertreiber italienischer Taschen. Und die Hilfe aus dem neuesten Schutzschirm für die am meisten betroffenen Branchen würde seine nicht umfassen. Laut einer aktuellen Umfrage würden derzeit 36 Prozent der Unternehmer in Polen in diesem Jahr den Bankrott fürchten, 14 Prozent würden dieses Risiko als sehr hoch einschätzen, do Rzeczpospolita.

Biznesalert.pl: Wird Biden Nord Stream 2 stoppen?

Die Politik von Joe Biden in Bezug auf das umstrittene Nord Stream 2 Projekt könnte noch härter ausfallen, als die seines Vorgängers. Gleichzeitig würde Russland zugeben, dass eine deutsche Klimaschutz-Stiftung das Projekt vor amerikanischen Sanktionen schützen soll, schreibt das Portal biznesalert.pl unter Berufung auf das schwedische Blatt Svenska Dagensbladet.

Nichts, lesen wir in dem Artikel, würde eine Änderung der Haltung der USA in Bezug auf Nord Stream 2 suggerieren. Im Gegenteil: Joe Biden werde, falls dies überhaupt möglich sei, ein noch größerer Opponent des Projekts sein, als Donald Trump. Schließlich habe Biden noch als Vizepräsident unter Barack Obama vor einer Abhängigkeit Europas von russischem Gas gewarnt und versucht, die schwedische Regierung zum Widerstand gegen Nord Stream 2 zu überzeugen. Schweden habe jedoch letztendlich grünes Licht für das Unterfangen gegeben. 

Nun würden die USA die Einführung von ausgeweiteten Sanktionen in Bezug auf das Projekt vorbereiten, die dessen Fertigstellung erschweren oder sogar vereiteln könnten. Ein Versuch, diese Sanktionen zu umgehen, könnte die von Mecklenburg Vorpommern ins Leben gerufene und von der Nord Stream 2 AG finanzierte Klimaschutz-Stiftung sein. “Die Stiftung wird bei der Fertigstellung des Projekts helfen”, habe die Nord Stream 2 AG im Gespräch mit der TASS zugegeben. “Sie wird die Realisierung der deutschen Klimaziele unterstützen und durch ihre befristete Teilnahme am Bau der Pipeline auch bei ihrer Fertigstellung helfen, um sichere Gaslieferungen zu gewährleisten. Die spätere Arbeit der Pipeline wird dann die Nord Stream 2 AG übernehmen”, zitiert - unter Berufung auf die TASS - das Portal biznesalert.pl die Nord Stream 2 AG.

Autor: Adam de Nisau